Zwischen Himmel und Erde
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Große Abenteuer: Slackliner Friedi Kühne entführt mit seinem neuesten Buch in schwindelerregende Höhen

Eine physische und mentale Höchstleistung: Slackliner Friedi Kühne balanciert in schwindelerregenden Höhen. Foto: Aidan Williams

Es ist buchstäblich nur ein schmales Band, das Friedi Kühne vom Abgrund trennt. Der 34-Jährige ist leidenschaftlicher Slackliner. In nervenaufreibenden Balanceakts, die jahrelanges, hartes Training voraussetzen, überquert Kühne die spektakulärsten Schluchten der Welt auf einem gerade einmal 2,5 cm breiten Seil – manchmal sogar ganz ohne Sicherung.

 Als mehrfacher Weltrekordhalter und Erfinder spektakulärer Tricks hat der ProfiSportler sich in der SlacklineSzene einen Namen gemacht, der weit über die Grenzen seiner Heimat Bad Aibling hinaus bekannt ist. Aufgewachsen in Kolbermoor und Rosenheim entdeckte Kühne mit 19 Jahren durch Zufall seine Leidenschaft für den Gleichgewichtssport: Während eines Kletterurlaubs in Arco machte er seine ersten Schritte auf der Slackline. Rasch entwickelte Kühne eine Begeisterung für den Sport, die später, so sagt er selbst, zu einer „Sucht“ wurde, die sein ganzes Leben bestimmen sollte. 

Weltweites Aufsehen erregte Friedi Kühne mit seiner beeindruckenden Free-SoloÜberquerung der kanadischen Hunlen-Wässerfälle. „FreeSolo“ – also völlig ohne Sicherung – überquerte er im August 2016 die 72 Meter lange, 400 Meter hohe Highline. „Es ging mir darum, etwas Großes, Neues im Slacklinen zu machen“ , sagt Kühne“ „etwas Besonderes an einem besonderen Ort, auf das ich wirklich stolz sein konnte. “ Der erste Weltrekord war also gebrochen und viele weitere sollten folgen.

Nun, nach 15 Jahren auf der Slackline, hat Friedi Kühne ein Buch über seine Abenteuer und Erlebnisse geschrieben. „Ich habe schon immer gerne und mit Begeisterung Geschichten erzählt und meine Erlebnisse in Tagebüchern festgehalten“ , sagt er. Glücklicherweise ist es nicht nur bei diesen Tagebucheinträgen geblieben, denn Kühnes Begeisterung für das Erzählen spürt man auf jeder Seite seines neuen Buches „Über dem Abgrund“: Auf gut 200 Seiten teilt er seine schönsten Erinnerungen, prägendsten Begegnungen und spektakulärsten Abenteuer auf erfrischend authentische und herrlich unterhaltsame Weise. Die Slackline ist dabei das Band, das alle Erzählungen miteinander verbindet: „Die Slackline ist der rote Faden, der sich durch mein ganzes Leben zieht. Sie war für mich eine Brücke in andere Länder und Kulturen und zu vielen interessanten Menschen.“

 “Das ist doch lebensmüde!“ , mögen viele über Friedi Kühnes waghalsige Balancierakte sagen. Spricht man mit dem of enherzigen, jungen Mann, kristallisiert sich jedoch der gegenteilige Eindruck heraus. Voller Begeisterung und Lebensfreude spricht er von seinen Erlebnissen. Er wirkt ausgeglichen, scheint seine Mitte gefunden zu haben. „Natürlich sind diese extremen Erfahrungen für die meisten Menschen nichts. “ , sagt er, „Bei mir hat es aber genau diesen positiven Ef ekt. Je mehr ich ans Limit gehe, desto mehr lerne ich das Leben zu schätzen. Wenn man da Oben balanciert, lernt man, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und den Moment richtig zu leben. “ Grenzen überwinden Mag Kühnes Leidenschaft für viele durchaus befremdlich sein, verbirgt sich in seinem Buch doch eine universelle Botschaft. So erzählt es von der Suche nach sich selbst und dem stetigen Streben nach Freiheit. „Es geht auch um Mut“ , sagt Kühne, und die Erkenntnis, „dass physische sowie mentale Grenzen überwunden werden können, wenn wir uns nicht von unserer Angst zurückhalten lassen. “ Auch Menschen, die diesem Sport sonst skeptisch gegenüberstehen, werden mit diesem Buch also sicherlich fündig werden.

Natürlich stellt Friedi Kühne sein Buch zuerst „dahaom“ vor. In einigen Lesungen kann man den Slackliner persönlich erleben und mit ihm ins Gespräch kommen. Die Lesungen werden durch Diashows und Videos begleitet. Auch eine kleine Slackline zum Ausprobieren wird eventuell vor Ort zu finden sein. 1. Februar, Stadtbücherei Bad Aibling, 21. März, Stadtbilbiothek Kolbermoor, 18. April, Buchhandlung Thalia Rosenheim

Text: Ilaria Heindrich, Foto: Aidan Williams

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