Initiative Lebenswertes Happing (ILH) und Bürgerinitiative „Pro Nvz“
Bürgerbeteiligung wird in Rosenheim groß geschrieben, heißt es immer wieder aus dem Rosenheimer Rathaus. Diese Worte galt es mit Taten zu füllen, als zwei ganz unterschiedliche Bürgerinitiativen ihre gesammelten Unterschriften der Oberbürgermeisterin übergeben wollten. Etwas überrascht stellten sie nach wochenlangen Warten auf den Übergabetermin fest, dass sie beide gleichzeitig eingeladen worden waren.
Die Initiative Lebenswertes Happing (ILH) hatte über 1000 Unterschriften für den Erhalt der BayWa-Wiese als Freifläche für die Zukunft in einem Wäschekorb dabei, die Bürgerinitiative „Pro Nvz“, die sich für die Verwirklichung eines Nahversorgungszentrums im Rosenheimer Norden einsetzt, überreichte 4000 Unterschriften in gebundener Form.
Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer nahm die Unterschriften entgegen und betonte: „Die Entscheidung des Stadtrats kann nicht von solchen Listen abhängen.“ Das Problem sei in beiden Fällen der Verkehr. Die Verkehrsproblematik müsse deshalb zunächst eingehend geprüft werden, ebenso wie die Frage, welche dezentralen Versorgungsstrukturen möglich und notwendig seien.
Über 1000 Bürgerinnen und Bürger unterstützen die Forderung der Initiative Lebenswertes Happing (ILH). Die derzeitigen Planungen zur Bebauung der BayWa-Wiese (Ecke Kufsteiner Straße/Miesbacher Straße) werden im Rosenheimer Süden zu einem Verkehrschaos und zur Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Staus, Lärm und Abgase führen, so die Befürchtung der Unterzeichner.
Kaltwies wäre betroffen, weil der gesamte Verkehr der neu bebauten Fläche über den Stadtteil (die Happinger Straße) abgeleitet werden muss. Durch Ausweichverkehre wird letztlich aber der gesamte Rosenheimer Süden zusätzlich belastet. Eine Planung mit solch einschneidenden Nachteilen für die Menschen im Rosenheimer Süden solle deshalb sofort eingestellt werden, so die Forderung.
Neben den über 1000 Bürgerinnen und Bürgern unterstützen die Forderung der ILH auch der Stadtteilverein Rosenheim-Happing, der Eigenheimerverein Happing und Umgebung, die IG Süd, die IG Nord, das Rosenheimer Forum für Städtebau und Umweltfragen und der Bund Naturschutz.
Knapp 4000 Unterschriften überreichte auch Kujtim Ljaci. Der Rosenheimer Student ist Vorsitzender der Bürgerinitiative „Pro Nvz“. Begleitet wurde er von Zweitem Bürgermeister Anton Heindl und Stadtrat Robert Multrus (FW/UP) sowie Manuela Haas, Leiterin der Filialentwicklung bei Aldi Süd.
Der Discounter, der im Rosenheimer Norden neu bauen will, hatte es der Initiative auch ermöglicht, in den Filialen in Westerndorf St. Peter und in Rosenheim in der Grubholzerstraße Unterschriften für ihr Anliegen zu sammeln. Knapp 4000 Unterstützer haben sich auf den Listen eingetragen. „Die Bürger rund um die Hochschule, in der Burgfried- und Lessingstraße brauchen eine Möglichkeit, ihren Wochenendeinkauf auch ohne Auto zu tätigen“, meinte Ljaci. Gerade für Familien, Alleinerziehende und Senioren sei das wichtig.
Zur Frage der Verkehrslösung liegt „Pro Nvz“ ein Gutachten von Prof. Dr. Ing. Harald Kurzak von der Technischen Universität München vor. Er kommt zu dem Schluss: „Durch den neuen Standort für die Nahversorgung an der verlängerte Marienberger Straße ergeben sich die Voraussetzungen für eine deutlich verbesserte Stadtentwicklung im Rosenheimer Norden. Es erfolgt eine Entzerrung der Verkehrsströme, die Fahrten aus den mit Nahversorgungseinrichtungen unterversorgten Gebieten können auf kurzem Wege erfolgen. Die heute noch auftretenden weiträumigen Fahrten zu vergleichbaren Nahversorgungseinrichtungen (z.B. Aicherpark) werden deutlich reduziert.“ Petra Maier