Zahlreiche Hilfskampagnen in Stadt und Landkreis für Bevölkerung in der Ukraine und Geflüchtete
Seit 24. Februar ist nichts mehr, wie es einmal war. In der Ukraine herrscht Krieg. Die Bevölkerung leidet, ein Strom an Flüchtenden ist auf dem Weg, sichere Unterkunft zu finden. Auch in Rosenheim kommen nun täglich Züge mit Menschen an, die auf der Flucht vor Bomben und Raketen, vor Not und Hunger ihre Heimat verlassen mussten. Vorerst werden sie von Rosenheim aus umgeleitet nach München und Ingolstadt. Doch die Zahl wird in den nächsten Tagen und Wochen noch erheblich steigen, wenn sich das Kriegsgeschehen weiter fortsetzt. In der Region entfaltet sich derweil eine riesige Welle an Hilfsaktionen, sowohl für die Menschen in der Ukraine, als auch für die Geflüchteten.
So groß war die Spendenbereitschaft, dass die Helfer nicht alles transportieren konnten und zum Teil vorerst keine weiteren Sachspenden annehmen können. Die ersten Hilfslieferungen sind bereits an die Grenzen zur Ukraine geliefert, die ersten Helfer sind bereits von dort zurück. Von unterwegs informierten sie, dass ihre Mission gelungen sei, dass sie aber unglaubliche Not gesehen haben. Dazu sagte Christian Steiner vom Helferkreis, der mit seinem Bruder Jakob Steiner die Tour machte: „Die große Anzahl der Flüchtlinge boten ein brutales Bild, um sie abzuholen kamen unter anderem große 50-Sitz-Busse aus Ulm und Neu-Ulm.
Sie waren bei der Herfahrt voll mit Hilfsmitteln und bei der Rückreise voll mit Flüchtlingen“. Bilder von den Flüchtlingen, davon viele Kinder, Jugendliche und Frauen machte Steiner aus Respekt vor dem Leid und Schicksal der Leute nicht.
Währenddessen bereiten sich Stadt und Landkreis Rosenheim auf die Aufnahme der geflüchteten Menschen vor. Das leerstehende Dachgeschoss herrichten oder ein Zimmer in der eigenen Wohnung frei räumen und Betten reinstellen – viele Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Rosenheim sind bereit, Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Landrat Otto Lederer spricht von einem großartigen Zeichen der Solidarität.
Seit letzter Woche können über ein Online-Formular auf der Homepage landkreis-rosenheim.de oder per E-Mail unter ukrainehilfe@lra-rosenheim.de Angebote zur Hilfe mitgeteilt werden. Bis Freitagfrüh, 4. März, waren es knapp 450 Nachrichten. Ein Großteil davon sind Wohnraumangebote. Dazu zählen Grundstücke, auf denen Wohncontainer aufgestellt werden können, freie Wohnungen und Häuser, Ferienwohnungen, Hotelzimmer, freie Betten in Wohnungen und sogar ein Wohnwagen.
Darüber hinaus melden sich Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, indem sie beispielsweise als Dolmetscher zur Verfügung stehen oder die Ankömmlinge bei Arzt- und Behördenbesuchen oder einfach nur beim Einkaufen begleiten wollen. Es gab einige wenige Angebote für Arbeitsplätze im Handwerk und zudem Hilfsangebote wie Lkw mit Anhänger oder Fahrer mit Lkw-Führerschein.
Ein Team im Landratsamt Rosenheim sortiert die Hilfsangebote um bei Bedarf auf die anbietenden Bürgerinnen und Bürger zugehen zu können. Ob Unterkunft, Versorgung oder Verpflegung – auch die Stadt Rosenheim bereitet sich auf die Ankunft von Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine vor. Derzeit kann nicht eingeschätzt werden, wie viele Menschen nach Rosenheim kommen werden, darum werden die ukrainischen Stadtbürgerinnen und Stadtbürger in einem persönlichen Anschreiben von Oberbürgermeister Andreas März um ihre Unterstützung gebeten. „Wenn unsere ukrainischen Mitbürgerinnen und Mitbürger von Verwandten, Freunden und Bekannten wissen, die von der Ukraine nach Rosenheim fliehen und dies uns mitteilen, hilft es der Stadtverwaltung, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und gegebenenfalls Unterkünfte bereitzustellen. Wir haben bereits zahlreiche Angebote von Privatpersonen erhalten, Geflüchtete aus dem ukrainischen Kriegsgebiet unterzubringen. Ich möchte den Rosenheimerinnen und Rosenheimern für diese Hilfsbereitschaft danken“, so Oberbürgermeister Andreas März.
Auch die Stadt schafft weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete aus der Ukraine. Unterdessen wurde ein E-Mail-Postfach eingerichtet, um schnell und unbürokratisch helfen zu können. Über die E-Mail-Adresse ukrainehilfe@rosenheim.de können sich ab sofort Geflüchtete, Angehörige oder auch Bürgerinnen und Bürger melden, die eine Unterkunft für Geflüchtete zur Verfügung stellen wollen.
Zahlreiche Aktionen und Spendenkampagnen in der Region wurden gestartet, doch gerade bei Sachspenden stoßen viele an logistische Grenzen. Ebenso ist der Transport der Spendengüter problematisch. Auch in Rosenheim gibt es eine hohe Spendenbereitschaft. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass unkoordinierte Sachspenden den Betroffenen nicht weiterhelfen.
Neben zahlreichen Geld-Spendemöglichkeiten der regionalen Kampagnen hat auch das Deutsche Rote Kreuz ein Spendenkonto eingerichtet, über das auch den Ukrainerinnen und Ukrainern, die im Kriegsgebiet verblieben sind, zielgerichtet geholfen werden kann. nu/re
Bild: Von links: Roman Dutschak und Taras Vynnitsky von der Diözese Ternopil – sie bedankten sich bei Jakob Steiner für den Einsatz aus dem Chiemgau. Foto: Steine