Sprache als Stufe
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Treffen der Behindertenbeauftragten im Rosenheimer Landratsamt

„Um das Leben für Menschen mit Behinderungen im Landkreis Rosenheim leichter zu machen, müssen wir eng zusammenarbeiten.“ Das war der Tenor vor Kurzem beim Treffen der Bürgermeister und Behindertenbeauftragten im neuen großen Sitzungssaal des Rosenheimer Landratsamtes.
Eingeladen hatten die bei-den Behindertenbeauftragten des Landkreises Rosenheim Christiane Grotz und Irene Oberst.
Zu Beginn der Sitzung sprach Irene Oberst einige aktuelle Themen an. So arbeitet derzeit eine Arbeitsgruppe daran, einen Leitfaden als Wegweiser für Eltern zur Inklusion von Kindern mit Behinderungen, im Alter von bis zu drei Jahren zu entwickeln. „Es hat sich gezeigt, dass diese Eltern oft nicht wissen, wo sie Hilfe und Informationen bekommen“, sagte Oberst. Sie geht davon aus, dass der Wegweiser noch in diesem Jahr fertig wird. Er soll auf der Seite des Rosenheimer Landratsamtes abrufbar sein, und bei Bedarf als Druckversion zum Beispiel über die Kinderärzte verteilt werden.

Außerdem gibt es im Landkreis Rosenheim jetzt einen sogenannten Inklusionskoffer. Der Koffer enthält fünf Handpuppen, von denen jede eine andere Behinderung repräsentiert. Das soll Kindern helfen, sich spielerisch mit dem Thema Behinderung auseinanderzusetzen. Zielgruppen sind Kindertageseinrichtungen sowie erste und zweite Klassen an Grundschulen. Der Koffer kann im Landratsamt über die Fachstelle Inklusion ausgeliehen werden, sagte Oberst.

Danach referierte Christiane Grotz zum Thema „Leichte Sprache – nicht nur für Menschen mit Behinderungen“. „Leichte Sprache ist ein Mittel zur Inklusion von Menschen, die man sonst nicht erreichen würde“, sagte Grotz. Behördenbriefe, Verträge und Formulare aber auch Busfahrpläne oder sogar Speisenkarten stellen viele Menschen vor Probleme. „Man muss Texte verstehen, um Entscheidungen treffen zu können“, so Grotz. Anhand einiger Beispiele zeigte sie, wie aus einem schwierigen Text, ein Text in leichter Sprache wird. Wichtig sind kurze einfache Sätze, keine Fremdworte und den Inhalt zu strukturieren. Als Beispiel nannte sie eine Medienwerkstatt in München, die seit zehn Jahren an der leichten Sprache arbeitet. „Sie übersetzen soziale Texte, Finanz-, Werkstatt- und Heimverträge aber auch Steuererklärungen, Gesetzestexte oder Gebrauchsanweisungen“. Inzwischen gibt es auch erste Bücher, die in leichter Sprache veröffentlicht wurden. Grotz appellierte an die Gemeinden das Thema bekannter zu machen, zum Beispiel mit einem Artikel in der Gemeindezeitung. Sie regte auch an, an dieser Stelle regelmäßig Texte zu aktuellen Themen in leichter Sprache zu veröffentlichen. Neben Menschen mit Lernbehinderungen könne man damit auch Patienten mit der Diagnose Schlaganfall oder Demenz sowie ältere Menschen die schlecht sehen oder hören sowie Menschen die nicht gut Deutsch sprechen erreichen.

Im Anschluss stellte Irene Oberst die Internetseite „wheelmap“ vor. Auf dieser Onlinekarte können rollstuhlgerechte Orte und Einrichtungen eingetragen werden. Die Seite war 2010 ins Leben gerufen worden und ist mittlerweile die größte Plattform dieser Art. Derzeit sind hier rund 650 000 Cafés, Bibliotheken, Schwimmbäder und weitere öffentlich zugängliche Gebäude erfasst und nach ihrer Rollstuhltauglichkeit bewertet. Bewertet wird nach einem Ampelsystem. Grün für rollstuhlgerecht, gelb für leichte Einschränkungen und rot für nicht rollstuhlgerecht. Grau bedeutet, dieses Gebäude ist noch nicht bewertet und davon gebe es noch viele in den Gemeinden, sagte Oberst. Jeder könne aktuelle Daten auf diese Seite eintragen, auch ohne Registrierung. Sie regte an, es zu einem Projekt für Jugendgruppen in den Gemeinden zu machen. Die Jugendlichen könnten mit einem Erwachsenen die Gemeinde erkunden, öffentliche Gebäude und Einrichtungen bewerten und Neue markieren. „Vielleicht schauen wir uns in ein oder zwei Jahren diese Karte wieder an und der Landkreis Rosenheim ist total grün“, wünschte sich Oberst.
Im Anschluss ergriff Jakob Brummer, Mitarbeiter der Fachstelle Inklusion im Rosenheimer Landratsamt das Wort. Er lobte die Zusammenarbeit mit den beiden Behindertenbeauftragten des Landkreises. Die Fachstelle unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Ideen und Projekte. Mit Blick auf die anwesenden Bürgermeister und Behindertenbeauftragten sagte er: „Sie sind für uns und vor allem die Menschen vor Ort die wichtigsten Personen. Die Menschen in den Gemeinden haben Vertrauen zu Ihnen“. Bei der Inklusion von Menschen mit Behinderungen sind der Landkreis und die Kommunen auf einem guten Weg, sagte Brummer. Weiter erklärte er, dass das Landratsamt auf seiner Homepage unter dem Bereich „Leben mit Behinderungen“ die bestehende Liste aller Behindertenbeauftragten aktualisieren und vervollständigen möchte, am liebsten mit Foto. Dazu wird in den kommenden Wochen ein Fragebogen verschickt. Brummer bat alle Zuständigen, diesen Fragebogen auszufüllen, um so die Lücken zu schließen.

Zum Schluss stellte er das alle zwei Jahre stattfindende inklusive Kulturfestival „Zamma“ des Bezirks Oberbayern vor. Er regte an, dieses Festival mittelfristig auch in einer der Landkreiskommunen umzusetzen.

 

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