Neue Studie belegt: Ein Viertel der Deutschen kommt nicht auf sechs Stunden Schlaf
„Der Schlaf sei das tägliche Brot deiner Seele“, so formulierte es der deutsche Arzt und Erfinder der Anästhesie Carl Ludwig Schleich bereits im letzten Jahrhundert. Er machte damit die wichtige Bedeutung des Schlafes für das menschliche Wohlbefinden und den unbestreitbaren Zusammenhang zwischen erholsamer Nachtruhe und Gesundheit deutlich.
Nachdrücklich bestätigt wird dies auch von der Studie „Schlaf gut, Deutschland“ hervor, die Techniker Krankenkasse (TK) vor kurzem vorgestellt hat.
Die positive Nachricht darin: Die Menschen in Deutschland sind ein ausgeschlafenes Volk. Zwei von drei Erwachsenen schlafen gut oder sehr gut. Allerdings kommt rund ein Viertel der Erwachsenen hierzulande nicht auf die von Gesundheitsexperten empfohlenen sechs Stunden Schlaf. Jeder Dritte schläft danach nur mittelmäßig, schlecht oder sehr schlecht. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Schlecht-Schläfer unter den Berufstätigen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten oder Schichtdienst. Von diesen sogenannten Flex-Beschäftigten klagen sogar 40 Prozent der Umfrageteilnehmer über schlechte Schlafqualität, die Hälfte schläft höchstens fünf Stunden. Wer nicht ausreichend schläft, wird krank und gefährdet nicht nur die eigene Gesundheit, wenn Unfallrisiko und Fehlerquote im Job steigen, so die Herausgeber der Studie.
Der Mensch muss sich erholen, um kreativ und leistungsfähig zu sein. „Im Schlaf sortiert das Gehirn seinen Zwischenspeicher. Dafür muss das System herunterfahren, das ist im laufenden mentalen Betrieb nicht möglich“, so Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse. „Gerade in einer Wissensgesellschaft wie der unseren ist erholsamer Schlaf nicht nur physiologisch, sondern auch gesellschaftlich wichtig. Deshalb sollten wir unser Schlafverhalten optimieren, nicht rationalisieren.“
Die „Schlechtschläfer“ sind laut der Studie deutlich mehr von gesundheitlichen Beschwerden betroffen. 54 Prozent leiden unter Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, bei den „Gutschläfern“ sind es nur 35 Prozent. Wer schlecht schläft, fühlt sich mehr als doppelt so häufig erschöpft (44 zu 21 Prozent), gereizt (33 zu neun Prozent) und niedergeschlagen (21 zu sechs Prozent).
Schlafmittel sind nach eigener Aussage übrigens nur für eine kleine Minderheit der befragten eine Option. Fünf Prozent der Menschen in Deutschland greifen aufgrund von Schlafproblemen zu pflanzlichen Schlafhilfen wie Baldrian, drei Prozent nehmen Schlaftabletten. Der Konsum von pflanzlichen Schlafhilfen kommt in allen Altersgruppen vor, der Griff zu Schlaftabletten liegt erst bei den Über40Jährigen in einer messbaren Größenordnung.
Auch wenn ein Drittel der Menschen in Deutschland unter Schlafproblemen leidet – zum Arzt geht nur ein kleiner Anteil: Einer von zehn Befragten hat in den letzten fünf Jahren wegen Schlafstörungen einen Arzt aufgesucht.
Auch von denen, die ihre Schlafqualität negativ bewerten, ging nur knapp jeder Fünfte deshalb zum Arzt.
Das RoMed-Klinikum Rosenheim hat sich etwa auf eine ganz spezielle Art der Schlafstörung spezialisiert und zwar schlafbezogene Atmungsstörungen, sogenannte Atemaussetzer oder „Apnoe“. Die Schwerpunkte liegen dabei auf „obstruktiver Schlafapnoe“ (Verschluss oder „Obstruktion“ der oberen Atemwege, etwa bei starken Schnarchern) und „zentraler Schlafapnoe“ (etwa bei Herzschwäche oder neurologischen Erkrankungen). Das Schlafmedizinische Labor, in dem die betroffenen Patienten Rat und Hilfe finden, gibt es seit dem Jahr 1999 am Klinikum, akkreditiert von der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin und -forschung (DGSM). Behandelt werden rund 35 Patienten pro Woche. Nicht zum Behandlungsspektrum gehört Insomnie, also Schlaflosigkeit beziehungsweise Schlafstörungen. Diese werden durch psychiatrisch orientierte Schlaflabore versorgt. Chefarzt der Medizinischen Klinik III mit dem Schwerpunkten Pneumologie (Lungenheilkunde), Beatmungsmedizin, Schlafmedizin, Allergologie, Nephrologie und Rheumatologie ist Prof. Dr. med. Stephan Budweiser.
Übrigens kann ein jeder selbst etwas für gesunden Schlaf tun: Dr. Utz Niklas Walter vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG):„Vieles können wir nicht oder nur schwer beeinflussen, wie zum Beispiel Straßenlärm oder das Schnarchen des Partners. Die Studie zeigt aber auch, dass man schon mit kleinen Lebensstilveränderungen viel erreicht.“ So beklagen 41 Prozent die Zimmertemperatur, 23 Prozent konsumieren vor dem Schlafen schwere Mahlzeiten und 15 Prozent koffeinhaltige Getränke. Bei sieben Prozent der Erwachsenen liegt das Smartphone auf dem Nachttisch oder unter dem Kopfkissen. Besonders hoch ist der Anteil bei den unter 30-Jährigen: Hier stört das Handy bei jedem Fünften den Schlaf. ff