„verehrt – verfolgt – vergessen“: Ausstellung im Inntal-Gymnasium Raubling
Der FC Bayern stellt sich seiner geschichtlichen Verantwortung und geht in seiner Wanderausstellung am Inntal-Gymnasium Raubling „verehrt – verfolgt – vergessen“ dem Umgang mit seinen jüdischen Mitgliedern zur Zeit des Nationalsozialismus nach. Die Schule zeigt die Ausstellung in Kooperation mit dem FC Bayern-Museum und dem Verein Mut & Courage, Bad Aibling.
Zur offiziellen Eröffnung konnte der stellvertretende Schulleiter Erich Menacher zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Menacher betonte, dass er Veranstaltungen außerhalb des Unterrichts als Teil des Bildungsauftrags verstehe, aber auch als Zeichen der Öffnung seiner Schule nach außen in die Gesellschaft hinein. Deshalb veranstalte das Inntal-Gymnasium regelmäßig Ausstellungen, Fachvorträge und kulturelle Abende, wie zum Beispiel Kabarett.
Den Kooperationspartner Mut & Courage, Bad Aibling e.V., vertrat deren Vorsitzende Irene Durukan. Sie unterstrich in ihrem Grußwort das notwendige Engagement für einen respektvollen Umgang miteinander. Sie beobachte mit Sorge eine gesellschaftliche Entwicklung, in der wieder Minderheiten zunehmend unter Druck und ins Abseits gerieten und die demokratische Ordnung unseres Grundgesetzes angegriffen werde. Die Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus sei deshalb wichtig, um diese Mechanismen zu begreifen und sich dagegen zu wehren.
Den Festvortrag unter Thema „Der FC Bayern, der Nationalsozialismus und die deutsche Gesellschaft“ hielt Professor Dieter Pohl, Leiter des Instituts für Geschichte an der Universität Klagenfurt. Er präsentierte eingangs den FC Bayern heute mit seiner stolzen Bilanzsumme von über 700 Millionen Euro als bekanntesten Fußballverein Deutschlands. Dass dem nicht immer so war, zeigte der Blick auf sein Gründungsjahr 1900 als untergeordnete Abteilung eines Münchner Sportvereins, der sich dann 1924 selbständig machte und seinen rasanten Aufstieg begann, der einen vorläufigen Höhepunkt 1932 mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft fand. Wesentlichen Anteil hieran hatten seine jüdischen Funktionäre, allen voran der langjährige Präsident Kurt Landauer, der den FC Bayern zu einem modernen Verein machte. Auch wenn die Vereinsspitze vor dem Dritten Reich politisch und religiös heterogen besetzt war, kann das vom Verein gepflegte Bild vom „Judenclub“, der sich den Vorgaben der Nationalsozialisten lange entzogen habe, durch die neuere Forschung als widerlegt gelten. Auch hier wurde frühzeitig Druck auf jüdische Mitglieder ausgeübt. Der vereinseigene „Arierparagraph“ führte schon im März 1933 zum Ausschluss jüdischer Funktionäre aus der Führung und auch zum anschließenden Rücktritt des beliebten Präsidenten Kurt Landauer im Juni. In den folgenden Jahren bis etwa 1935/36 mussten dann ungefähr 130 Juden den Verein verlassen. Pohl sprach von einer „relativ schnellen Unterordnung unter das NS-Regime“. In den Kriegsjahren fand auch beim FC Bayern ein Niedergang des politischen Lebens statt. 1947 kam Kurt Landauer aus dem Exil wieder zurück an die Spitze des Vereins und organisierte dessen Neubelebung.
Die musikalische Umrahmung gestalteten professionell die vier Geschwister Andreas, Katharina, Anna und Matthias Pihusch sowie Dominik Naumann. Zum Abschluss führten die Peer Guides Laurenz Liepold und Jonas Probst die Ehrengäste gekonnt durch die Ausstellung.