Marianne Sägebrecht über ihr Gastspiel bei der „Brandner Kaspar“-Aufführung am 29. Dezember im KU‘KO Rosenheim
„Wie geht‘s denn so in Rosenheim?“; fragt Marianne Sägebrecht als allererstes beim telefonischen Gespräch über ihren Auftritt als Theres und Afra bei der Aufführung des „Brandner Kaspar“ nach der Erzählung von Franz von Kobell am Sonntag, 29. Dezember, 18 Uhr, im Rosenheimer Kultur- und Kongresszentrum.
„Wissen Sie, an Rosenheim hängt immer noch mein Herz, nicht nur wegen „Out of Rosenheim“. Der Filmklassiker von 1987, der Rosenheim in aller Welt bekannt machte, wurde vor Kurzem digital überarbeitet und läuft derzeit als Retrospektive sehr erfolgreich in zahlreichen Kinos rund um die Welt. „Allerdings meistens unter dem internationalen Namen „Bagdad Café“, sagt die äußerst vitale Schauspielerin, die mit diesem Film ihren internationalen Durchbruch schaffte. „Rosenheim“, meint sie, „das ist schon eine besondere Gegend mit besonderen Menschen und so viel Musik und Theater.
Mein Schauspielkollege August Zirner, der im Chiemgau wohnt, und der Eisi Gulp bestätigen mir das immer wieder“. Auch ihre Wurzeln liegen zum Teil hier, war doch die Uroma vom Samerberg. Dass der Film nun wieder mit so großem Erfolg läuft, wundert Sägebrecht, die in Schäftlarn lebt, nicht so sehr. „Er ist zeitlos, es geht um das Zusammenhelfen von sehr gegensätzlichen Menschen. Gerade derzeit ist das doch sehr aktuell“, meint sie.
„Zeitlos“ und „aktuell“, das sind Prädikate, die auf jeden Fall auch auf den „Brandner Kaspar“ zutreffen. Weit zurück bis ins 19. Jahrhundert reichen die Wurzeln, die Franz von Kobell mit seiner Geschichte vom Ringen um das Leben und Sterben gesetzt hat. Sein Urgroßneffe Kurt Willhelm griff die Geschichte auf und bearbeitete sie Mitte der 1970er-Jahre als Theaterfassung wieder neu. Es entstand der Klassiker, den heute so viele kennen und lieben: „Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben“.
Besonders bekannt ist die bis heute immer wieder gern gesehene Verfilmung mit den bayerischen Schauspiellegenden Toni Berger, Fritz Straßner und Gustl Bayrhammer.
Die Thematik war für Marianne Sägebrecht ein entscheidendes Kriterium, sich für das Engagement zu entscheiden. Seit vielen Jahren ist sie in der Hospizarbeit tätig, diese Arbeit gibt ihr sehr viel. Den Menschen die Angst vor dem Tod erleichtern zu können, das ist eine ungemein befriedigende Erfahrung. „Viele Menschen sind noch sehr geprägt von der Vorstellung von Schuld und Bestrafung nach dem Tod. Daraus resultiert die Angst. Ich meine, der Schöpfer ist gnädig und liebevoll, man muss keine Angst haben. Das ist ja auch eine der Kernaussagen in der Geschichte vom Brandner Kaspar, der am Anfang den Tod so sehr fürchtet, dass er ihn mit allen Mitteln überwinden und „ausschmieren“ will. Doch am Ende sieht er die Gnade, das Zusammentreffen mit geliebten Menschen im Himmel, alle Angst ist ihm genommen.“ Eine Nahtoderfahrung in ihrer Jugend gab Marianne Sägebrecht selbst dieses Gefühl der Sicherheit, das sie in der Hospizarbeit weiterzugeben versucht. Ihr Glaube: „Es gibt einen Tag, an dem man kommt und einen Tag, an dem man geht. Das ist geschrieben, vom Schöpfer vorbestimmt. Für das, was dazwischen liegt, ist man dann selbst verantwortlich“. Und bei diesem „Dazwischen“ sieht sie ganz einfach Lösungen als zielführend: „Bevor ihr recht umeinanderjammert, tut lieber was, helft einander. Dann wäre alles viel einfacher. Aber ganz so einfach ist es halt dann in der Praxis leider doch nicht. Der Mensch ist Mensch, das ist halt so, sage ich da immer.“
Die Aufführungen des „Brandner Kaspar“ in der Inszenierung der Volksbühne Tegernsee unter Regie von Florian Kern genießt Sägebrecht sehr. Bundesweit gastiert die Theatertruppe damit und überzeugt vor allem durch die liebevolle Bearbeitung und die ausgezeichnete Besetzung. „Die Mischung aus jungen Darstellern und arrivierten Schauspielern wie Henner Quest als „Brandner“ und Stefan Hillebrand als „Boandl-kramer“ macht sehr viel Spaß, ebenso, dass behutsam einige Dialoge aus dem Hier und Jetzt eingebaut werden“, schwärmt Sägebrecht, die in der Doppelrolle als „Theres“, der neugierigen, zum Tratschen neigenden Schwester, und als „Afra“, die auf „ihren“ Kaspar im Himmel wartet, glänzt.
Darsteller gesucht
Dass regionale Darsteller eingebunden werden, freut sie ebenfalls. So sucht der Veranstalter auch für die Aufführung in Rosenheim Kinderstatisten, die in einer kurzen Szene auf der Bühne stehen werden. Gesucht werden Buben und Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Sie treten in Theaterkostümen auf und brauchen keinen Text zu lernen. Bewerbungen mit Foto können dafür an die E-Mail-Adresse info@carpeartem.de geschickt werden. Ebenso wird noch eine Blaskapelle gesucht, die Zeit und Lust hat, bei der Festszene des Stückes auf der Bühne zu stehen. Interessierte Gruppen werden gebeten, sich an die E-Mailadresse info@carpeartem.de zu wenden.
Karten für die Aufführung am 29. Dezember im Rosenheimer KU‘KO gibt es beim Ticketservice unter Telefon 0 80 31/3 65 93 65, unter www.kuko.de und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Nuss