In bewährter Tradition eröffnet
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In bewährter Tradition eröffnet

Rosenheimer Kleinkunsttage starten mit „Querbeet“

Die 29. Kleinkunsttage wurden in bewährter Tradition mit einem Programm à la „Querbeet“ eröffnet. Initiator und Mann der ersten Stunde Sepp Hirle konnte sich über ein volles Haus freuen und Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer dankte ihm, seinem Team und dem Publikum für treuen Besuch dieser kulturellen Kleinkunst an 14 Tagen im Oktober. Größen des Kabaretts wie Max Uthof und Andreas Rebers, der Comedy wie Michael Mittermeier und der musikalischen Unterhaltung wie Konstantin Wecker, die, bevor sie noch arriviert waren, hier aufgetreten sind, erwähnte Sepp Hirle und bat dann, auch Veranstaltungen mit unbekannten Künstlern innerhalb des Programms der kommenden Tage auch eine Chance zu geben.

Da die Formation Levantino erst gegen 21.30 Uhr eintreffen konnte, sprangen kurzfristig Kathl und Marisa der Musikgruppe „Neurosenheimer“ ein und ließen das Publikum mitsingen bei ihrem Lied „bled frong“. Dann gehörte die Bühne dem Pfarrer und Amateurkabarettisten Rainer M. Schießler. Einstmals verbrachte er die ersten vier Jahre als Kaplan in Rosenheim und denkt gerne an diese Zeit zurück.

Die vergangenen sieben Jahre hat er als Kellner beim Oktoberfest gearbeitet und diese Erfahrungen gaben das Thema vor zu seinem Programm. Mit schwarzer Lederhose, Charivari am Hosenbund und einem Spenzer überm Hemd saß er zu Beginn auf einem Bierfassl und ließ sich erst mal über die Preißn aus. Die einzige Tracht, die so einem Niederdeutschen stünde, sei eine Tracht Prügel, meinte er.

Bei seiner Beschreibung der verschiedenen Variationen beim Kotzen der Besoffenen auf der Wiesn wurde schnell klar, dass Schießlers Kabarettvorbilder Sigi Zimmerschied und Gerhard Polt sind. Die Schilderung der Wiesn als Ballermann ohne Sand offenbarte viel Derbes und noch mehr Unappetitliches. In witziger Pantomime und bewusst holprigem Englisch servierte der sehr weltnahe Pfarrer seine Erklärungen bairischer Spezialitäten für Ausländer vom Kaiserschmarrn bis zum Büffelgulasch.

Dank seiner Beobachtungsgabe gelangen ihm humorige Wiedergaben bayerischer Charaktere. Berührend empathisch aber rezitierte er ein Gedicht von Rainer Maria Rilke über die Liebe. Am Ende sprach der Pfarrer über sein Projekt „Zentrum der Hoffnung“ in Abidjan, Afrika, für das er die Plage des Kellerns auf dem Oktoberfest auf sich genommen hatte. Sein ganzer Verdienst floss in die Unterstützung von Armen und Aidskranken. Nach der Pause belustigten die Besucher Maria Unterlinner und Hans Demberger mit einem Sketch in Englisch und Bairisch“, bevor dann die drei jungen Musiker der Formation „Levantino“, ausgezeichnet mit dem Kulturpreis des Landkreises Rosenheim, in einer experimentierfreudigen Mischung von Jazz und Kletzmer das Publikum absolut begeisterten. Man darf sich auf weitere Kleinkunst freuen.  Margrit Jacobi

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