Das schmutzige Geschäft mit den Altkleidern
Altkleidercontainer findet man mittlerweile in fast jeder größeren Stadt und jeder hat wohl schon mal etwas hineingeworfen. Doch was passiert eigentlich mit den gesammelten Kleidungsstücken? Helfen sie wirklich so sehr, wie es immer scheint? In Rosenheim gibt es aktuell 52 Sammelcontainer allein auf städtischem Grund. Die meisten davon gehören zum Bayrischen Roten Kreuz oder zu den Maltesern. „Beim BRK leeren wir die Container einmal in der Woche mit unseren eigenen Lkws und unserem eigenen Personal. Erst dann kommt es zum Sortieren in eine Dienstleisterfirma, welche die Textilien von Hand nach ihrer Qualität sortiert“, berichtet Stefan Müller, Ansprechpartner und stellvertretender Kreisgeschäftsführer beim BRK. „Etwa zehn Prozent sind Abfall und nicht mehr zu verwerten“, erklärt Beatrice Umseher, sie ist Vertriebsbeauftragte für Altkleidercontainer und Expertin auf diesem Gebiet. „Etwa 55 Prozent der Textilien sind noch gut erhalten und tragbar. Sie werden meist nach Osteuropa, Afrika oder in den mittleren Osten verkauft“, so Umseher weiter: „Die restlichen 35 Prozent können nicht mehr als Kleidung verkauft werden und werden zu Malervlies, Putzlappen oder Dämmstoff verarbeitet.“ Mit dem Erlös finanzieren die Organisationen ihre Hilfsprojekte im In- und Ausland. Klingt im Großen und Ganzen, als wäre das eine gute Möglichkeit um ohne großen Aufwand zu helfen. Doch es gibt auch Schattenseiten. Ein Problem der Hilfsorganisationen sind Dreckabfälle. Immer wieder landen Dinge wie getragene Windeln oder verfaulte Fleischabfälle in den Containern. „Es ist natürlich besonders schade, wenn man Kleidung aufgrund von Müll aussortieren muss. Trotzdem sind die Klamotten in der Regel sauber, Verschmutzung ist eher eine Ausnahme“, meint Müller, „das größte Problem sind illegal aufgestellte Container, die den Organisationen jährlich große Verluste einbringen. Viele Privatunternehmen haben entdeckt, dass sich mit der Altbekleidung Geld verdienen lässt und stellen eigene Container auf, die sich oft kaum von denen der Hilfsorganisationen unterscheiden“, warnt Beatrice Umseher. Auch die vor der Haustür abgestellten Wäschekörbe, die oft als praktisch und unkompliziert empfunden werden, gehören meist Betrügern. Sie werben mit gefälschten Hilfsorganisationen und falschen Versprechungen.
Wie erkennt man also seriöse Altkleidercontainer? Zum einen kann man erkennen ob sie zu einer eingetragenen Hilfsorganisation gehören wenn das grüne Zeichen des Verbandes „FairWertung“ oder das orangefarbene Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen draufkleben. Auch kann man telefonisch nachprüfen, ob der Container angemeldet ist. Wenn das nicht der Fall ist, sollte man es unbedingt den Behörden melden. Doch wann ist ein Container eigentlich illegal? Altkleidercontainer gelten als illegal, wenn sie keine Genehmigung der Stadt erhalten haben. In Rosenheim brauchen alle Altkleidercontainer eine Standgenehmigung und müssen sich an strenge Richtlinien halten. Selbst Container auf Privatgrundstücken brauchen eine Sondergenehmigung, da diese nur über den öffentlichen Straßenraum befüllt und entleert werden können. Deswegen ist jede Organisation, die eine Sammlung von Altkleidern durchführen möchte, seit dem 1. Juni 2012 verpflichtet, diese nach Paragraf 18 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrwG) bei der Stadt Rosenheim anzumelden. Widerrechtlich abgestellte Sammelcontainer werden von der Stadt entfernt und für einen Zeitraum von vier Wochen eingelagert. Der Besitzer kann den Container gegen Bezahlung der Einlagerungskosten auslösen. Meldet sich niemand, wird er fachgerecht entsorgt.
Eine gute Alternative zu den Containern sind die Kleiderläden der Malteser und des Bayrischen Roten Kreuzes. Hochwertige und gut erhaltene Kleidungsstücke kann man dort abgegeben, sie werden direkt vor Ort weiterverkauft. „Die Kleiderläden kommen bei der Bevölkerung sehr gut an. Bedürftige können sich hier für wenig Geld mit Textilien eindecken, aber auch für normal verdienende Leute hat der Laden einiges zu bieten. Das BRK hat in Stadt und Landkreis sechs Läden, in zwei davon werden zusätzlich Möbel und Haushaltswaren angeboten“, erzählt Stefan Müller. Kleidung, die sich nicht mehr für den Verkauf eignet, wird der Kleidersammlung hinzugefügt. „Die Altkleidersammlung ist immer noch einer unserer wichtigsten Bereiche, weil wir mit dem Gewinn unsere Hilfsprojekte finanzieren“, erklärt der stellvertretende Kreisgeschäftsführer: „Spenden sind also immer willkommen, mit ihnen helfen wir wirklich da, wo es am nötigsten gebraucht wird.“ Lilly Zellner