Hilfe für die Kämpferherzen
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Hilfe für die Kämpferherzen

Harl.e.kin-Nachsorge für früh- und risikogeborene Säuglinge

Fröhlich lächelt die kleine Magdalena auf dem Arm ihrer Mutter. Sie ist gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Sebastian der Sonnenschein der Familie Volkmer in Brannenburg. Wer die beiden jetzt so sieht, kann sich kaum vorstellen, dass ihr Start in die Welt vor über einem Jahr nichts mit einer Bilderbuch-Schwangerschaft oder entspannten Geburt, wie sie in den einschlägigen Hochglanzmagazinen geschildert wird, zu tun hatte.

Dass die Geschichte, die so dramatisch und schwierig begann, doch noch zu einem guten Ende gekommen ist, das liegt an dem engen Zusammenhalt der Familie, dem Kämpferherz von Daniela Volkmer und ihrer Tochter und der tatkräftigen Unterstützung des Teams von Harl.e.kin-Nachsorge, einem Projekt des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Magdalena wurde acht Wochen zu früh mit einem Kaiserschnitt entbunden. Die Mutter Daniela litt an Gestose, einer schweren schwangerschaftsbedingten Erkrankung, dazu stellte sich bei der Operation heraus, dass die Kaiserschnittnarbe von der Geburt des älteren Sohns an der Gebärmutter gerissen war. Sie erinnert sich noch sehr gut an diese schlimmen Tage und Wochen: ,,Ich lag mit einem Bild von meinem Kind in der Hand auf der Station gemeinsam mit den Wöchnerinnen, die ihre Kinder bei sich haben konnten. Zudem musste ich wegen schweren Kopfschmerzen als Nebenwirkung der Spinalanästhesie viel liegen und konnte Magdalena auf der Kinder-Intensivstation nicht so oft besuchen, wie ich wollte.“ Der vier Jahre alte Bruder Sebastian, ebenfalls ein Frühchen, fragte beim Besuch im Krankenhaus, warum denn alle anderen Mamas ihre Babys bei sich hätten, nur seine Mutter nicht. ,,Eine Frage, die mir sehr zu Herzen gegangen ist!“, bekennt Daniela Volkmer.

Bereits im Klinikum nahmen Mitarbeiterinnen von Harl.e.kin Kontakt zu ihr auf. ,,Wir begleiten Familien, die keinen Anspruch auf sozialmedizinische Nachsorge über die Krankenkasse haben, sich jedoch auch über die Zeit des Klinikaufenthaltes hinaus eine kompetente und fachliche Begleitung für sich und ihr Kind wünschen.

Und das ist für die Eltern absolut kostenfrei, unverbindlich und unbürokratisch“, erläutert Christiane Bayer-Zollner von der Caritas Frühförderstelle. Unter der Trägerschaft der Nachbarschaftshilfe kümmert sich ein Team aus Fachsorgeschwestern und Mitarbeiterinnen der Frühförderstelle um den Übergang von der „Rund-um-Versorgung“ in der Klinik zur Selbstständigkeit im häuslichen Umfeld. So können die Eltern in einer Phase der Unsicherheit, Ungewissheit oder Hilflosigkeit begleitet und individuelle Verarbeitungsprozesse unterstützt werden.

Schwer zu schaffen machte Familie Volkmer, dass die kleine Magdalena über längere Zeit sehr viel schrie. Dies begann bereits im Krankenhaus und steigerte sich nach der Entlassung nach sieben Wochen Klinik zu Hause deutlich. ,,Wir haben wirklich alles ausprobiert, bis hin zur richtigen Auswahl eines speziellen Schnullers“, erzählt Daniela Volkmer von der äußerst kraftraubenden ersten Zeit. Mit viel Ruhe, Kompetenz und Fingerspitzengefühl standen ihr dabei die Harl.e.kin-Mitarbeiterinnen zur Seite, empfahlen ein ,,Schreiprotokoll“, um den Ursachen auf den Grund gehen zu können und das Ausmaß richtig einordnen zu können. Christiane Bayer-Zollner erinnert sich: ,,Es ging hier einfach darum, das Augenmerk auf das Befinden der Mutter zu richten, zuzuhören, sie und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und zu bestätigen. Außerdem widmeten wir auch dem großen Bruder Aufmerksamkeit, der sicherlich auch zunächst mit der neuen Situation überfordert war.“

Diese harten Zeiten sind allerdings jetzt längst vorbei: Magdalena entwickelt sich prächtig und schläft durch. ,,Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich aus dieser schweren Zeit auch durch die Hilfe der Harl.e.kin-Mitarbeiterinnen gestärkt herausgekommen bin. Ich bin dankbar für viele wunderbare Kleinigkeiten und genieße das Leben mit meinem Mann und meinen beiden Kindern, auch und gerade im Bewusstsein, dass sich Lebenssituationen sehr schnell ändern können!“, so Daniela Volkmer in der Rückschau der letzten Monate.

Und weil die selbstbewusste und engagierte Frau ihre Erfahrungen auch an andere Frühcheneltern weitergeben will, betreut sie gemeinsam mit zwei anderen Eltern im Internet die Facebookgruppe ,,Frühchengruppe Rosenheim“. Auf dieser Plattform werden wertvolle Tipps und Erfahrungen betroffener Eltern ausgetauscht.
Franziska Finsterwalder

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