Gute Insekten mit schlechtem Ruf
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Gute Insekten mit schlechtem Ruf

Vom richtigen Umgang mit Wespen und Hornissen

Hätten Hornissen menschenähnliche Möglichkeiten, sie hätten sich vielleicht längst zu einer Sammelklage gegen Waldemar Bonsels zusammengetan. Wegen Rufmord. Nützen würde es ihnen nichts, der eher umstrittene Schriftsteller lebt schon seit 70 Jahren nicht mehr. Mit der „Biene Maja“ hat er zwar eine unsterbliche Geschichte hinterlassen, aber auch eine, mit der er den Hornissen einen Bärendienst erwies. Besonders deutlich wird das in der japanischen Zeichentrickserie der 70er Jahre. Wer die seinerzeit gesehen hat, erinnert sich vielleicht noch an die Hornissen als geradezu monsterartige, durch und durch böse Wesen, die es immer auf die armen Bienen abgesehen hatten. Und sagt man nicht, sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei Stiche einen Menschen?

In Wahrheit ist der Stich einer Hornisse nicht gefährlicher als der einer Wespe. Wer nicht gerade, unwahrscheinlicherweise, von einem ganzen Schwarm angegriffen wird, muss vor Hornissen keine Angst haben. Sie stechen nur im Notfall, wenn sie sich bedroht fühlen und ihr Nest verteidigen wollen. So respekteinflößend sie auch wirken, es sind zurückhaltende, eher scheue Tiere. Und auf Schinkenbrot, Apfelkuchen oder Radlermaß haben sie es, anders als ihre kleineren Verwandten, die Wespen, auch nicht abgesehen, denn sie ernähren sich ausschließlich von anderen Insekten, Baumsaft und Fallobst.
Und wenn man doch einmal gestochen wird? Gilt dasselbe wie für Wespen und Bienen: kritisch sind Stiche in Mund oder Hals wegen der Schwellung, und grundsätzlich dann, wenn eine Allergie auf das Insektengift besteht. Dann braucht es einen Arzt, und zwar so schnell wie möglich! Ansonsten: keine Panik, die üblichen Hausmittel bei Stichen anwenden, fertig.

Lästiger als Hornissen sind Wespen, die einem vor allem im Spätsommer das Sonntagsfrühstück auf der Terrasse streitig machen und beim Biergartenabend penetrant in den Maßkrug schwirren. Mehrere Dinge kommen nun zusammen, wodurch die Wespen besonders aufdringlich wirken: Sie finden in der Natur weniger Nahrung, ihre Larven sind geschlüpft und nun auch unterwegs. Zudem besteht im Wespenvolk eine besonders ausgeklügelte Zusammenarbeit: die erwachsenen Wespen liefern den Larven Nahrung, woraus diese einen Zuckersaft produzieren, von dem sich dann wieder die erwachsenen Tiere ernähren. Sind die Larven geschlüpft, gibt es keinen Zuckersaft mehr, und die Wespen suchen anderswo nach Süßem. So ein Kuchenteller auf der Terrasse kommt da genau richtig.
Egal wie sehr man sich gestört fühlen mag: Wespen oder auch Hornissen bitte auf keinen Fall erschlagen! Viele Arten sind stark gefährdet; manche sind sogar vom Aussterben bedroht und stehen unter besonderem Schutz. Tiere gefangen zu nehmen, zu töten oder ihr Zuhause zu zerstören ist verboten. Auch eine Umsiedlung, wenn sich zum Beispiel ein Wespennest am Haus oder ein Hornissennest im Jalousiekasten des Schlafzimmers befindet, muss beantragt und von Fachleuten durchgeführt werden.

Nach dem Motto „leben und (vor allem!) leben lassen“ ist ein pragmatisch-entspannter Umgang mit Wespen und Hornissen am besten. Do’s und Don’ts sind zum Beispiel: Essen und Getränke im Freien abdecken. Nach dem Essen die Essensreste zügig verpacken oder nach drinnen bringen. Gesicht und Hände von Kindern waschen. Ein klassisches Fliegengitter vorm Fenster anbringen. Hektische Bewegungen vermeiden, nicht nach den Tieren schlagen, sie nicht wegwedeln oder anhauchen.

Eine Hornissenart gibt es allerdings, die unserer heimischen Honigbiene wirklich so gefährlich werden kann, wie Waldemar Bonsels es einst erzählte: die eingeschleppte Asiatische Hornisse, auch „Vespa velutina“ genannt. Sie gilt derzeit als eine der gefährlichsten invasiven Arten, macht gezielt Jagd auf heimische Honigbienen und belagert deren Stock. Zu erkennen ist sie an der dunklen Färbung: durchgehend schwarz vom Kopf bis zum Hinterteil, dunkel mit gelben Streifen am Hinterleib. Um ihren Einfluss als Schädling besser einschätzen zu können, werden Daten über ihr Vorkommen gesammelt. Wer eine Asiatische Hornisse oder ihr Nest sieht, ist gebeten, die Sichtung der zuständigen Naturschutzbehörde oder dem LWG Institut für Bienenkunde und Imkerei unter IBI@lwg.bayern.de zu melden, am besten mit Foto. Auf der Website velutina.de können Sichtungen ebenfalls gemeldet werden. Allgemeine Fragen zu Wespen und Hornissen beantwortet das städtische Umwelt- und Grünflächenamt in Rosenheim unter 0 80 31/3 65-16 87.

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