Dass selbst Dramen aus der griechischen Mythologie aktuellste Themen aufgreifen, zeigt sich im ersten Stück des Tam-Ost nach der Sommerpause. Stefan Vincent Schmidt inszeniert Heinrich von Kleists dramatische Komödie „Amphitryon“, und am Samstag, 22. September, hat es um 20 Uhr Premiere in der Chiemseestraße 31 in Rosenheim. Von Kleist schrieb sein „Lustspiel nach Moliere“ im Jahre 1803; 1807 veröffentlicht, stellt es die Protagonisten der aktuellen „#MeToo“-Debatte in den dunkelsten Schatten – denn kein Geringerer als Gott Jupiter selbst verführt in der Maske des Amphitryon dessen schöne Gattin Alkmene. Der brave Diener Sosias und sein, einem göttlichen Flirt nicht abgeneigtes, Weib Charis werden derweil vom Gott Merkur auf die Schippe genommen. Ob gottgewollt oder nicht – es bleibt keiner ungeschoren, jeder verliert sich, jedwede Identität wird auf dem Scheiterhaufen der göttlichen Allmacht geröstet. Und doch steht selbst Gott Jupiter am Ende mittendrin und gleichzeitig mit dem Rücken zur Wand. Ihn rettet nur der Rückzug auf den Olymp. Mit einem „Ach“ endet diese Tragikomödie um den mythologischen Missbrauch von Machtpositionen, dessen Inhalt nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Weitere Vorstellungen sind an den folgenden Freitagen und Samstagen bis 20. Oktober, außer am 5. Oktober, jeweils um 20 Uhr sowie an den Sonntagen bis 21. Oktober, jeweils um 17 Uhr. Kartenreservierung unter 0 80 31/23 41 80 oder www.tam-ost.de.