Mit dem Schuljahr 2018/2019 startet wieder das neunjährige Gymnasium in Bayern
Ein langer Streit und kontroverse Diskussionen haben ein Ende gefunden: Mit dem Schuljahr 2018/19 wird das neunjährige Gymnasium (G9) in Bayern wieder eingeführt. Die Umstellung erfolgt aufwachsend ab den Jahrgangsstufen 5 und 6. Das heißt der Übertritt von Grundschülern im September diesen Jahres erfolgt bereits auf das neue bayerische Gymnasium.
Im Schuljahr 2004/2005 wurde auf Initiative des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber das achtjährige Gymnasium eingeführt; man versprach sich durch die Verkürzung Vorteile für bayerische Schüler im Bildungswettbewerb. Bereits damals formierte sich dagegen heftiger Protest von der Landtagsopposition ebenso wie von Eltern- und Lehrerverbänden. Ein angestrebtes Volksbegehren gegen das G8 scheiterte an der geringen Beteiligung, 2006 wurde eine Popularklage am Bayerischen Verfassungsgerichtshof abgewiesen. Ein Familienvater hatte wegen Überlastung der Schüler und der damit zusammenhängenden gesundheitlichen Negativfolgen geklagt.
Nun scheint auch bei der CSU-Staatsregierung ein Sinneswandel eingetreten zu sein. Schon seit Monaten wurde im Kultusministerium und der CSU-Fraktion im Landtag diskutiert; im April ist die endgültige Entscheidung für die Rückkehr zum G9 gefallen.
Von einem Scheitern des G8 ist trotz aller Proteste vieler Bürger und Verbände in den letzten Jahren beim Kultusministerium nicht die Rede: „Das bayerische Gymnasium in seiner achtjährigen Form hat den gymnasialen Qualitätsanspruch bewahrt. Die erfreulichen Ergebnisse im langjährigen Abiturdurchschnittsvergleich und in den jüngste Ländervergleichen, aber auch die gesunkene Wiederholerquote zeigen, dass das bayerische Gymnasium in seiner achtjährigen Form gute Ergebnisse bringt“. Die Rückkehr zum G9 begründet das Kultusministerium mit aktuellen pädagogischen und bildungspolitischen Trends, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Gymnasiums notwendig machen würden.
Mit dem einem Jahr mehr auf dem Weg zum Abitur solle, so das Ministerium, Raum und Zeit für einen vertieften Kompetenzerwerb geschaffen werden. Konkret bedeutet dies aber auch die Reduzierung des Nachmittagsunterrichtes in Unter- und Mittelstufe. Aktuelle Entwicklungen, etwa im Bereich der digitalen und politischen Bildung sowie der Studien- und Berufswahl sollen stärker miteinbezogen werden.
Die Stundenausstattung pro Fach entspreche mindestens der im G8, kein Fach wird damit schlechter gestellt. Für die Lehrpläne gilt: In Jahrgangsstufe 5 und 6 gibt es keinen, beziehungsweise nahezu keinen Änderungsbedarf. Die Lehrpläne für die Jahrgangsstufen 7 bis 10 sollen, so das Ministerium, bis September 2018, die für die Stufen 11 bis 13 bis September 2019 vorliegen.
Sehr gelassen sieht die Schulleiterin des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums in Rosenheim, Oberstudiendirektorin Brigitte Würth, die Umstellung. Ähnlich wie auch das Kultusministerium ist für sie das neue G9 als bildungspolitische Weiterentwicklung, für die man hier in Rosenheim gut vorbereitet ist: „Wir können G8 und G9.“ Von dem neunjährigen Gymnasium erwarte sie sich eine gewisse „Entschleunigung“ für die Schüler und durch den Wegfall des Nachmittagsunterrichts in Unter- und Mittelstufe mehr Zeit für freiwilliges Engagement an der Schule, etwa in Musik oder Sportgruppen, oder außerhalb etwa in Vereinen. Außerdem könne sie sich vorstellen, dass dadurch auch die Angebote der offenen, beziehungsweise gebundenen Ganztagschule an den Rosenheimer Gymnasien mehr nachgefragt werden. ff