Historische Ortsführung in Rott am Inn feierte Premiere
Um in einem Ort zuhause zu sein, ist es von großem Vorteil, auch seine Geschichte zu kennen. Doch nicht alle Bürgerinnen und Bürger, auch nicht alle Gäste können sich damit anfreunden, dicke historische Wälzer zu studieren. Ein anderer, leichter zugänglicher Ansatz ist da sehr hilfreich. Die Gemeinde Rott am Inn hat dies auf ihre Weise umgesetzt und damit einen großen Erfolg erzielt.
Der Rotter Theaterverein und die Gemeinde Rott a. Inn haben erstmals eine geschichtliche Ortsführung veranstaltet. Die historischen Szenen feierten kürzlich vor knapp 50 Zuschauern erfolgreich Premiere. Gespielt wurde an geschichtsträchtigen Orten rund um Kloster, Kirche und Kaisergarten nach einem Skript von Richard Helm.
Im Anschluss an eine kurze und kurzweilige Vorstellung der fast tausendjährigen Geschichte des Ortes durch Regisseur Konrad Gruber wurden die Zuschauer zunächst in das Jahr 1081 entführt: Elisabeth Wilker und Daniel Wendrock stellten als Stifterehepaar Pfalzgraf Kuno und Uta von Dießen sicht- und hörbar die Dramatik des Schlüsselmoments der Klostergründung dar, nachdem sie von einem Boten, gespielt von Markus Vogel, vom Tod des einzigen Sohnes erfahren. Das Ganze wurde von den ruhigen, erklärenden Worten des urkundlich nicht überlieferten ersten Abtes, gespielt von Josef Wollmannsperger, abgerundet. Sodann schlüpfte Guido Fendt in die Rolle des Klosterkirchenerbauers Benedikt Lutz von Lutzenkirchen und erläuterte in täuschend echt gespielter Tiroler Mundart gemeinsam mit Markus Vogel als Baumeister Johann Michael Fischer und dem allwissenden Schreiber, gespielt von Walter Hiermeier, den Bau und die Entstehung der Rokokokirche.
Das Ende des Rotter Klosters läuteten schließlich die Faustschläge des Landrichters Gabriel Bernhard von Widder, gespielt von einem unnachgiebigen Helge Wilker, an die Klostertüre des Kaisergartens im Zeitalter der Säkularisation ein. In der Folge lässt von Widder erste Kunstschätze aus dem Klostergebäude von seinen tatkräftigen Gehilfen, gespielt von Jennifer Bernrieder und Leo Fendt, entfernen. Die historischen Rahmenbedingungen der Säkularisation wurden dann auch in einem Zwiegespräch zwischen dem damals verantwortlichen Minister Graf Maximilian von Montgelas, gespielt von Christoph Sewald, und Bürgermeister Daniel Wendrock, gespielt von sich selber, erläutert.
Nachdem Pfarrer von Viscovi, gespielt von Gerhard Berger, noch die Entstehung der ungleichen Rotter Kirchtürme vorgestellt hatte, endete die kurzweilige Zeitreise im 19. Jahrhundert unter großem Applaus der Zuschauerinnen und Zuschauer. Wahrscheinlich nicht zuletzt aufgrund der aufwendigen Kostümierung, für die Margarete Döring, Gerti Schowalter und Traudl Zenz verantwortlich waren.
Alle weiteren Aufführungstermine im November sind bereits ausgebucht. Theaterverein und Gemeinde Rott am Inn freuen sich über das lebhafte Interesse an der Rotter Geschichte und planen weitere, nach Möglichkeit dauerhaft wiederkehrende „Historische Führungen durch die Rotter Geschichte“.
Bild: Die Darsteller des Theatervereins freuen sich über das rege Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der Rotter Geschichte. Foto: Klemmer