Rückgang der Allerweltsart bedenklich
Zum Jahresende 2017 veröffentlichte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) eine aktualisierte Rote Liste für Bayerns Säugetiere. Immer noch sind über 40 Prozent der bayerischen Säugetierarten gefährdet. In der Neuauflage steht der Igel auf der sogenannten Vorwarnliste.
„Der Igel wird immer noch als häufig eingestuft. Seine negative Bestandsentwicklung setzt sich aber durch die strukturelle Verarmung der Landschaft und den Einsatz von Chemie in der Agrarlandschaft auf beunruhigende Weise fort“, erklärt LBV-Igelexpertin Martina Gehret den Grund für die Aufnahme des Igels in die Liste. „Der Igel auf der bayerischen Vorwarnliste ist ein eindeutiges Warnsignal, dass eine weitere einstige Allerweltsart mit immer schwierigeren Lebensbedingungen zu kämpfen hat.“
Der Igel als Insektenfresser leidet unter dem extremen Rückgang von Insekten auf den intensiv bewirtschafteten Flächen der bayerischen Kulturlandschaft. „Doch in der modernen Agrarsteppe fehlt es dem Igel nicht nur an Nahrung, sondern auch an geeigneten Nischen wie Hecken- und Randgehölze, in denen er Tagesschlafplätze und Winterquartiere anlegen kann“, weiß Gehret. Erste Auswertungen der umfangreichen Meldedaten des LBV-Mitmachprojekts „Igel in Bayern“ bestätigen nach drei Jahren, dass der Igel vor allem im Siedlungsbereich und in unseren Gärten vorkommt.
Sämtliche Grünflächen und Parkanlagen in Städten und Siedlungen werden daher zu überlebenswichtigen Ersatzlebensräumen für den Igel. Private naturnahe Gärten ohne den Einsatz von Chemie helfen dem Igel ausreichend natürliche Nahrung zu finden. „Jeder Gartenbesitzer und auch jede Gemeinde steht hier in der Verantwortung. Denn sie entscheiden, ob ein Lebensraum oder eine sterile, grüngetünchte Nutzfläche ohne Leben entsteht“, so Martina Gehret.
Sein neuer Lebensraum macht es dem Igel jedoch nicht einfacher. Straßen, Gartenzäune aber auch Bahntrassen verhindern eine barrierefreie und gefahrlose Wanderung durch sein Revier. Auf der Suche nach Nahrung überqueren Igel durchschnittlich bis zu zwölf Straßen pro Nacht. Nicht immer mit Erfolg: der Igel zählt zu den am häufigsten überfahrenen Säugetieren in Bayern. Eine weitere Hürde stellen die oft festungsartig eingezäunten undurchlässigen Gärten dar. „Hier hilft ein einfacher, kleiner Igeldurchlass im Zaun. So kann jeder den stacheligen Nützling in seinen Garten einladen“, erklärt die LBV-Igelexpertin.