Landkreis Rosenheim ehrte Friedrich Gerlmaier mit Sozialpreis 2014
Obwohl Friedrich Gerlmaier mit 20 Jahren erblindete, blieb er sein Leben lang neugierig. Als im Dezember 1995 am Hintertuxer Gletscher die erste Abfahrt eines Tandem-Snowboards mit einem Blinden stattfinden sollte, war Gerlmaier der Mutige, der diese neue sportliche Herausforderung annahm. Den Sozialpreis 2014 des Landkreises Rosenheim erhielt der Bad Aiblinger aber nicht wegen seines Mutes, sondern für sein über vier Jahrzehnte dauerndes Engagement für blinde und sehbehinderte Menschen.
„Sie haben sich diese Ehrung verdient“, meinte Landrat Wolfgang Berthaler in seiner Begrüßung. Der Landrat beschrieb Gerlmaier als einen sehr umtriebigen, immer in die Zukunft schauenden, sehr aktiven und sportlichen Menschen, der immer Neues erfahren will und sein Schicksal gut meisterte.
Statt einer klassischen Laudatio erlebten die Festgäste im großen Sitzungssaal des Rosenheimer Landratsamtes ein Zwiegespräch, das der ebenfalls blinde Landesgeschäftsführer des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes Christian Seuß mit Gerlmaier führte.
Ohne ein Wort der Verbitterung blickte Gerlmaier auf die Zeit der Erblindung zurück. In der Reha unter Gleichgesinnten fiel vieles leichter. Gerlmaier lernte die Blindenschrift und ließ sich in Freiburg zum Masseur und medizinischen Bademeister ausbilden.
Ehrenamtlich wurde der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund das Betätigungsfeld von Friedrich Gerlmaier. Unter anderem engagierte er sich knapp zehn Jahre im Landesvorstand und rund 19 Jahre als Leiter der Bezirksgruppe Oberbayern-Rosenheim. In seiner Amtszeit stieg die Zahl der Mitglieder von 166 auf über 400 an.
Der Sozialpreisträger gründete zahlreiche Stammtische, machte Hausbesuche und organisierte mit Hilfe der Stadt Rosenheim erstmals Beratungsräume für den Blinden- und Sehbehindertenbund.
Gerlmaier erinnerte sich an das erste Mobilitätstraining, also das alleine Gehen und Orientieren mit Hilfe eines Stocks. Nächstes Jahr jährt sich die erste gemeinsame Bergtour von Mitgliedern der Alpenvereinssektion Bad Aibling mit blinden und sehbehinderten Menschen zum 20. Mal.
Am neugestalteten Rosenheimer Bahnhof erwarb er sich den Spitznamen „Mr. Barrierefrei“. Das während der Landesgartenschau erstmals ausgestellte „sprechende Alpenpanorama“ war eine Idee von Gerlmaier und ein völlig abgedunkeltes Café, das „Café Lichtlos“, das in Bad Aibling in einer Woche rund 1000 Menschen besuchten.
Das Engagement des Bad Aiblingers blieb nicht unbemerkt. Gerlmaier wurde mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, der Verdienstmedaille zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, der Bezirksmedaille in Gold sowie dem goldenen Treuering des Bayerischen Blindenbundes ausgezeichnet.
Gerlmaier selbst bedankte sich, weil man sich für ihn als Preisträger entschied. Ein weiteres Danke gab es für Landrat a.D. Dr. Max Gimple, der mit ihm das Tandem-Snowboard ausprobierte. Abschließend bat er um Spenden zum einen für die Stiftung für Behinderte Menschen im Landkreis Rosenheim und zum anderen für die Bezirksgruppe des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes.