Beeindruckende Inszenierung
epaper

Beeindruckende Inszenierung

„Die Möwe“ von Tschechow in der Theaterinsel Rosenheim

Bei der Uraufführung 1896 in Petersburg war Tschechows Stück „die Möwe“ noch gnadenlos durchgefallen. Zwei Jahre später aber gelang es dem Moskauer Künstlertheater von Stanislawski dem Drama zu großem Erfolg zu verhelfen. Die Möwe, die im Laufe des Stückes geschossen und später von einem Präparator ausgestopft wird, steht symbolisch für die ausweglose Traurigkeit der jungen Generation. Tschechow bezeichnet „die Möwe“ als Komödie, denn bei aller Tragik, die der Handlung zugrunde liegt, zeigt doch die genaue Beschreibung der Protagonisten in ihrem Egoismus, ihrem Selbstmitleid, ihrer lächerlichen Hilflosigkeit einen subtil komischen Grundzug. Der Regisseur Toni Müller, der das Stück jetzt für die Theaterinsel Rosenheim inszenierte, fand es aufregend, jetzt nach mehr als 40 Jahren Theaterarbeit, viel selbst Erlebtes in die Regiearbeit einfließen zu lassen und sich mit den Aspekten eines Künstlerlebens zu beschäftigen.
Da ist Irina, eine alternde Schauspielerin auf dem Gipfel ihres Erfolgs. Ihre divenhafte Egozentrik, ihren Geiz, ihre Härte, ihre Ängste vor dem Verlust ihrer Rollen, ihres Geldes, bringt Monique Nägele hervorragend zur Wirkung. Irina ist mit ihrem Geliebten, dem erfolgreichen Schriftsteller Trigorin, zu Besuch auf dem Gut ihres Bruders Piotr Nikolajewitsch. Christian Mareth verleiht jenem authentisch die Resignation eines alten, kranken Mannes, der nichts, was ihm einmal erstrebenswert war, ausgeführt hat. Irinas Sohn Konstantin, einen begabten jungen Dichter, verkörpert Alexander Rathmacher anschaulich und innig mit all dessen Empfindsamkeit, seiner Melancholie, seinen Wünschen und seinem Scheitern. Sein modernes Stück soll Nina, eine junge Schauspielerin zur Aufführung bringen. Er liebt die scheue Elevin, doch diese gibt sich Trigon, dem Geliebten Irinas hin. Berührend setzt Sophia Pölcher das bezaubernde Mädchen in Szene, das in ihrer Liebe scheitert und als „Märtyrerin für ihre Kunst“ den harten Weg des Schauspielerlebens geht.
Daniel Burton gibt der Rolle des Trigorin die genaue Entsprechung eines Schriftstellers, der um seine Mittelmäßigkeit weiß, für sich Freiheit fordert, sie aber nicht leben kann. Auch die Figur der unglücklich liebenden Mascha (Katharina Reuter,) die ihres farblosen Ehemanns Medwenko (Klaus Lüders), oder des Arztes Dorn (Justus Dallmer) hat der Regisseur sorgfältig besetzt und sensibel geführt. Bestechend ist die Auseinandersetzung zwischen Irina und ihrem Sohn, beeindruckend die ganze Inszenierung.
Die Termine der weiteren Aufführungen: 27., 28. Februar, 6., 7., 8., 13., 14., 20. und 21. März, jeweils um 20 Uhr in der Theaterinsel Margrit Jacobi

Anzeige