Rewe stellt Prospektwerbung auf digitale Medien um und argumentiert mit Umweltfreundlichkeit
In der Fernsehwerbung sieht man derzeit recht häufig Spots von Rewe. Beworben wird darin die Abkehr des Lebensmittelkonzerns von der Werbung mit gedruckten Prospekten, verteilt zum Beispiel mit den kostenlosen Wochenzeitungen. Ab jetzt gibt es die Angebote der Rewe-Märkte nur noch digital mit der zugehörigen App. Argumentiert wird auch mit der größeren Umweltfreundlichkeit im Vergleich zu den herkömmlichen Prospekten wegen des angeblich vorteilhafteren Kohlendioxid-Fußabdrucks. Doch ist das wirklich so?
Oft werden in Debatten digitale Angebote als umweltschonender im Vergleich zu gedruckten Produkten dargestellt. Die Ökobilanz digitaler Produkte wird jedoch unterschätzt. Eine Untersuchung der Universität von Lancaster aus dem Jahr 2021 hat ergeben, dass der Gesamtfußabdruck digitaler Technologien mit zwei bis drei Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen gleichauf mit dem internationalen Luftverkehr liegt. Für mobiles Surfen und Streamen wird zudem eine große Menge Energie benötigt. Bei durchschnittlicher Nutzung digitaler Endgeräte werden pro Person in Deutschland 739 Kilogramm Kohlendioxid ausgestoßen. Das entspricht etwa sieben Prozent am gesamten CO2-Fußabdruck eines Menschen. Alle Druckerzeugnisse zusammen machen hingegen weniger als ein Prozent des Kohlendioxid-Fußabdrucks einer durchschnittlichen Person in Deutschland aus.
Bereits für die Herstellung der benötigten Hardware werden wertvolle Bodenschätze wie Seltene Erden benötigt. Die dafür eingesetzten Rohstoffe sind nicht nur endlich und nicht erneuerbar, sondern auch schwer zu recyceln. Nach Angaben der Europäischen Kommission liegt die Recyclingrate von Elektroschrott in Deutschland bei rund 39 Prozent. Demgegenüber steht bei Papier eine Recyclingquote von 79 Prozent. Aus dem wieder dem Kreislauf zugeführten Recyclingpapier entstehen neue Produkte wie zum Beispiel kostenlose Wochenzeitungen oder Werbeprospekte.
Wissenschaftliche Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung zeigen, dass digitale Presseerzeugnisse in Bezug auf ihre Ökobilanz nicht per se den gedruckten Erzeugnissen vorzuziehen sind. Ein bewusster und schonender Umgang mit jeglichen Ressourcen ist elementar zum Schutz der Umwelt, zu dem jeder seinen Beitrag leisten kann, auch wir.
Bei der Wahl zwischen gedrucktem Anzeigenblatt und digitalen Alternativen entscheiden sich übrigens 69 Prozent der Anzeigenblattleserinnen und -leser klar für die gewohnte Printversion. Bei den über 60-Jährigen geben nur zwei Prozent an, eine digitale Variante zu bevorzugen. Auch bei Prospekten favorisieren 62 Prozent der deutschen Bevölkerung die haptische Variante auf Papier.