Die Städtische Galerie Rosenheim präsentiert die sinnlich-schöne Kunst des Jugendstil
Schwärmerisch blickte man nach dem Ersten Weltkrieg zurück auf die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts und erklärte sie nachträglich zur „Belle Époque“ – zur „schönen Epoche“. Getragen vom technischen Fortschritt in allen Lebensbereichen, wuchs der Wohlstand des Bürgertums. Die neue materielle Sicherheit und allgemeine Aufbruchsstimmung schlug sich auch in der Kunst nieder, die von glanzvoller Eleganz und Sinnlichkeit durchzogen war und in Deutschland als Jugendstil bezeichnet wurde.
Die Ausstellung „La Belle Époque – Zauber des Jugendstils“, die vom 16. Dezember 2021 bis zum 1. Mai 2022 in der Städtischen Galerie Rosenheim zu sehen ist, führt zurück in die Ästhetik der damaligen Zeit und präsentiert international bekannte, aber auch regionale Werke des Jugendstils. Rosenheim erlebte in der Hochphase der „Belle Époque“ einen enormen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Kulturinstitutionen wurden gegründet, ambitionierte Bauprojekte veränderten das Stadtbild, eine öffentliche Kunstsammlung wurde eingerichtet. Rosenheim, Chiemgau und Inntal standen für Impulse aus den großen Kunstzentren Wien und München offen, was zur vergleichsweise frühen Etablierung des Jugendstils in der Region führte.
Kunsthistorikerin und Kuratorin Dr. Olena Balun hat für „La Belle Époque“ Jugendstil-Arbeiten aus der Sammlung der Städtischen Galerie, aus Schloss Neubeuern, dem Stadtarchiv Rosenheim sowie dem Städtischen Museum Rosenheim und der Kunstsammlung der Marktgemeinde Prien erschlossen.
Gemeinsam mit einer Vielzahl privater Leihgaben und ausgewählter Leihgaben des Münchner Stadtmuseums sowie der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München offenbaren die Objekte in der Ausstellung nicht zuletzt die Mannigfaltigkeit des Jugendstils, die alle Genres von Zeichnung bis Grafik, Malerei, Bildhauerei und Angewandter Kunst durchdrang.
Denn im Bestreben, eine stilvolle Kunst mit hochwertiger Qualitätsarbeit zu verbinden, erfasste der Jugendstil alle Lebensbereiche – vom Teller über Weingläser bis hin zum Beistelltischchen, vom Haarkamm bis zu Zeitschriften, vom Treppenaufgang bis zur Hausfassade – alles wurde atemberaubend ästhetisch, märchenhaft mystisch und doch voll fließender Leichtigkeit gestaltet, um mit einer facettenreichen Pracht aus Farbe, Form und außergewöhnlicher Materialverarbeitung die menschlichen Sinne unvermittelt anzusprechen.
Neben Werken international berühmter Künstler wie Franz von Stuck, Henry van de Velde oder Alfons Mucha werden Arbeiten regionaler Künstler wie Emil Thoma, Hans Müller-Schnuttenbach oder Rudolf Sieck in der Ausstellung gezeigt und dabei die vielfältigen künstlerischen Interaktionen veranschaulicht, die sich eben keineswegs auf die europäischen Metropolen beschränkten. Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen, in die facettenreiche Eleganz der „Belle Époque“ einzutauchen und die künstlerische Raffinesse mit ihren liebevollen Umsetzungen bis ins kleinste Detail (wieder) zu entdecken.
Aufgrund der aktuellen Bestimmungen gilt für die Besucherinnen und Besucher der Städtischen Galerie die 2G-plus-Regel. Im gesamten Gebäude muss eine FFP2-Maske getragen werden (bis 12 Jahre medizinische Maske). Die tagesaktuellen Regelungen können auch unter galerie.rosenheim.de nachgelesen werden.
Foto: M. Franke