Politiker rufen zu gemeinsamer Anstrengung auf
Die Ehre des Ministerpräsidentenbesuchs war diesmal zweifelhaft. Kam Markus Söder mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek doch zur Corona-„Hotspotvisite“ nach Rosenheim.
Nach dem Austausch mit Vertretern der Stadt Rosenheim sowie der Landkreise Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn, Rosenheim und Traunstein im Rosenheimer Rathaus informierten Söder, Holetschek gemeinsam mit dem Traunsteiner Landrat Siegfried Walch, Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März und Dr. Siegfried Städtler, Ärztlicher Leiter Krankenhauskoordination für die Stadt Rosenheim und die Landkreise Rosenheim und Miesbach die Presse. Es drohe die Komplettüberlastung des Gesundheitssystems, da das Phänomen der sprunghaft steigenden Infektionen kein bayerisches, sondern ein bundesweites sei. So könne auch die Verlegung von Krankenhauspatienten keine längerfristige Lösung sein. Die dramatische Lage erfordere es, so wenig wie möglich zu verlegen, sondern alles in Bewegung zu setzen, vorhandene Kapazitäten zu nutzen und zu erweitern.
Eine bundesweite Notbremse müsse kommen, so Söder, der damit die neue Bundesregierung in die Pflicht nahm und schnellere Maßmahmen forderte, auch wenn die Regierung noch in der Bildung sei: „Bei Corona wird es keine 100-Tage-Schonfrist geben, nicht einmal 100 Stunden“, so Söder bei seiner Forderung nach einer schnelleren Notbremse und auch einer schneller anberaumten Ministerpräsidentenkonferenz.
Zur Erhöhung der dringend benötigten Kapazitäten der Intensivstationen in den Krankenhäusern müsse alles getan werden, „egal, was es kostet“. Auch über eine finanzielle Prämie für die Pflegekräfte werde dabei nachgedacht, so Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Auch die Bundeswehr müsse mit noch mehr Kräften dabei mithelfen. Auf die Frage, ob es von politischer Seite versäumt worden sei, rechtzeitig die Kapazitäten zu erhöhen entgegnete Holetschek, dass im Moment mehr Personal angestellt sei als noch im letzten Jahr. Doch sei die Ausfallquote nach den immensen Belastungen der letzten Monate sehr hoch. Diese sei auch emotional enorm, wenn Patienten behandelt werden müssten, die sich hätten impfen lassen können.
Die Ursachen für die derzeitigen starken Anstiege der Infektionszahlen in unserer Region lägen unter anderem an der Nachbarschaft zum ebenfalls stark betroffenen Österreich, erklärte Miesbachs Landrat Siegfried Walch. Vor allem aber an der nach wie vor zu niedrigen Impfquote.
„Impfen und Boostern“ laute daher die Devise, ja der Appell der Politiker. Eine Impfpflicht müsse kommen, „so schnell wie möglich“, so Holetschek. Zusätzlich müssten Kinderimpfstraßen vorbereitet werden. Eine partielle Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wäre laut Ministerpräsident Söder nicht zielführend, nur eine allgemeine Impfpflicht führe zum Erfolg und bringe auch gesellschaftlichen Frieden. Eine moralische Impfpflicht bestehe allerdings schon vor einer etwaigen gesetzlichen.
Dr. Michael Städtler, Ärztlicher Leiter des Krankenhauskoordinationsdienstes, zeigte sich zwar froh, dass die regionalen Kliniken gestärkt würden durch das „Kleeblatt-System“ der Verlegung von Patienten, auch mit Hilfe der Luftwaffe, jedoch könnten nicht alle Patienten auch transportiert werden.
Oberbürgermeister Andreas März wies ebenfalls auf die dramatische Lage hin und auf die im Rosenheimer Stadtrat beschlossene Resolution, in der zur Solidarität, zum Impfen und zur Überprüfung und Einführung einer bundesweiten Impfpflicht aufgerufen wird.. nu
Bild: Beim Hotspot-Besuch in Rosenheim: Ministerpräsident Markus Söder, Mitte, mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek, rechts, und Oberbürgermeister Andreas März. Foto: nu