Im Gespräch mit Irene Durukan, Vorsitzende von Mut & Courage Bad Aibling e.V.
Was bedeutet für Sie persönlich die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit?
„Trotz der Hektik und vieler Termine im Kalender, mag ich den Herbst und Winter sehr gerne. Ich mag die Farben, Gerüche, die Kraft, das Melancholische und den Rückzug in die Stille.
Wir leben in einem Kreislauf des Werdens und des Vergehens, der sich Leben nennt. Was es nicht für mich bedeutet ist Konsum ohne Ende. Meine Geschenke sind die Zeit und Begegnungen mit Familie, Freundinnen und Freunden. Wichtig sind mir die guten ehrlichen durchaus auch konträren und dennoch wertschätzenden Gespräche, die die Lebensvielfalt wieder spiegeln. Wenn wir älter sind, dann haben wir eine Schatzkiste voll mit vielen bunten glitzernden Juwelen. Diese sind die besonderen Momente, die wir erlebten. Diese Schätze zaubern uns dann ein Lächeln der Erinnerung in unser Gesicht. Für mich sind diese Momente mit Menschen, Tieren, Musik oder der Natur verbunden, nicht mit materiellem Besitz.“
Wo und wie finden Sie die Ruhe, abseits der unbestrittenen Hektik der Zeit, sich auf das Fest einzustimmen?
„Zuhause und im Kreis meiner Familie. Durchatmen und sich die Kraft der Stille bewusst machen.
Für mich ist das die Zeit des langsamen Rückzugs, den Urlaub zwischen den Jahren nutze ich abzutauchen, zuhause mit einer Tasse Tee in der Hand zu lesen. Ich liebe es mit dem Duftzerstäuber die Raumluft mit Aromen wie Orange, Kardamom, Zimt, Vanille oder Ahnliches anzureichern. Spazieren zu gehen und fröstelnd nach Hause zu kommen um in die Wärme einzutauchen. Familienzeit ist angesagt. Die Welt muss dann auch mal draußen bleiben.“
Was wünschen Sie sich persönlich und für Ihre Gemeinde für das kommende Jahr?
Wir sollten in einer sich rasant verändernden Welt mehr über Positives sprechen. Ich sehe tatsächlich jeden Tag wie sich Menschen helfen und füreinander da sind. Diese Momente gehen zu sehr unter. Hetze, Ausgrenzung und Diskriminierung mit dem Ziel unsere Gesellschaft zu spalten, nehmen scheinbar immer mehr Raum ein. Weil es laut und provokativ stattfindet. Diesem Verhalten müssen wir klar die „Rote Karte“ zeigen. Unsere Demokratie ist zu schützen und zu stärken, indem wir ein klares JA dazu sagen und dementsprechende klare Haltung zeigen. Schweigen heißt nun mal Zulassen.
In Bad Aibling wünsche ich mir mehr Bürgerbeteiligungen und -einbindung, da diese die Expertinnen und Experten in ihrem Umfeld sind. Ich würde mich sehr über mehr Zuhörerinnen und Zuhörer bei den Stadtrats- und Ausschusssitzungen freuen. Mehr inhaltliche und zukunftsorientierte Arbeit, die die Stadt Bad Aibling mit ihren Einwohner*innen gut für die nächsten Jahre aufstellt, ist mir ebenfalls wichtig. Wir sollten miteinander und nicht übereinander sprechen.“
Den Verein „Mut & Courage Bad Aibling e.V.“ gibt es seit 2010, der Name ist Programm. Unsere Gesellschaft braucht Solidarität, Zivilcourage und gegenseitigen Respekt, angesichts der Herausforderungen unserer Zeit mehr denn je. Woher nehmen Sie Ihre alltägliche Kraft und Motivation, sich dafür einzusetzen? Und wie kann man den Verein unterstützen?
„Das frage ich mich selbst manchmal auch, woher die Kraft. Aber es ist wie bei Martin Luther, der sagte: Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Und es gibt immer wieder die besonderen Momente oder ein Danke.
Wir haben in unserer Respekt!Konzertreihe in Bad Aibling immer Aufgaben vergeben. Einmal, das war vor Covid19, die Hausaufgabe, geht morgen zu jemandem den ihr liebt hin und sagt es ihm/ihr. Da stand ein Paar nebeneinander, sie drehte sich zu ihm hin, er nahm sie in den Arm. Auf einmal lagen sich weitere Menschen im Weinkeller in den Armen, lachten und drückten sich. Das war eine unglaubliche Stimmung.
Immer „höher, weiter und schneller“ funktioniert nicht. Wir sind Menschen, wir haben Grenzen und wir sollten uns genau da wieder mehr begegnen. Wenn wir uns gegenseitig stärken können wir etwas bewegen. GEMEINSAM. Wir brauchen nicht so viele Worte, sondern wieder mehr anpacken und ernst gemeinte, ehrliche Gesten.
Der Verein Mut & Courage Bad Aibling e.V. finanziert sich durch Mitgliedschaften und Spenden. Wir freuen uns über jede Unterstützung, da 2022 einige sehr interessante, motivierende Projekte umgesetzt werden: Trees of memory/Baum der Erinnerung für Suizid-Opfer, der RESPEKT!Tour Start am 14. Mai in Bad Aibling, die Teilnahme an den Max-Mannheimer-Kulturtagen, der Tag der Zivilcourage und vieles mehr. Mehr Informationen gibt es auf muttutgut.org oder E-Mail an info@muttutgut.org.“