Wenn der Tod vor dem Leben kommt
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Wenn der Tod vor dem Leben kommt

Kleine Engel, Windräder, Herzen, Blumen und bemalte Steine zieren das Grab der sogenannten Sternenkinder. Kinder, die das Licht dieser Welt nie gesehen haben, weil sie bereits im Mutterleib verstorben sind. Vor allem der Tod im frühen Stadium der Schwangerschaft wird häufig tabuisiert, da man ja noch nichts sieht. Den werdenden Eltern helfen Sprüche nicht, wie „ihr habt ja schon zwei Kinder“ oder „du wirst bestimmt bald wieder schwanger“. Abschied ist immer schmerzvoll, auch schon in den ersten Wochen einer Schwangerschaft, wenn das Baby noch klein und winzig ist und kaum zu sehen.

Im RoMed Klinikum Rosenheim unterstützt die Elternbegleiterin Andrea Riepertinger seit vielen Jahren werdende Mütter und Eltern in der Trauer um ihr auch noch so kleines Baby. „Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen für den Abschied und das Baby zu betrauern, unabhängig davon, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten war“, weiß die gelernte Kinderkrankenschwester.

Zu den vielen Fragen und schmerzhaften Gefühlen kommt auch die Frage der Bestattung. Für viele Eltern ist es tröstlich zu wissen, dass ihr kleines Kind – sofern es unter 500 Gramm geboren wurde – in einem Grab für Sternenkinder zur Ruhe gebettet wird. Die Stadt Rosenheim hat dem Klinikum hierfür eine Grabstelle zur Verfügung gestellt. Für die betroffenen Eltern entstehen dafür keine Kosten.

Alle drei Monate gestaltet die Seelsorgerin Monika Eichinger zusammen mit Andrea Riepertinger eine Gedenk- und Abschiedsfeier an diesem Sternenkindergrab. Die beiden Frauen wissen, dass es guttut, wenn Trauer einen Ort hat, zu dem die Betroffenen immer wieder gehen können. Sie laden alle betroffenen Eltern zur Trauerfeier ein und viele nehmen dieses Angebot dankbar an. Auch wenn es noch einmal schmerzlich ist und viel geweint wird, hören die Seelsorgerin und die Elternbegleiterin von den Anwesenden: „Es tut uns gut, zu sehen, dass wir nicht alleine sind mit unserer Trauer. Für uns ist es tröstlich zu wissen, dass der Körper unseres kleinen Babys nicht alleine im Grab ist, sondern viele Sternenkinder hier ihre letzte Ruhe finden.“

Besonders berührt sind Andrea Riepertinger und Monika Eichinger bei der Trauerfeier von den Geschwisterkindern der verstorbenen Babys. Mit welcher Hingabe und Liebe sie die Stelle aussuchen, wo sie ihre mitgebrachten, selbst bemalten Steine ablegen oder das kleine Spielzeugauto, das sie für ihren verstorbenen Bruder mitgebracht haben.

Wer an Allerheiligen über den Friedhof geht, wird die mittlerweile drei Sternenkindergräber im Friedhof Rosenheim nicht übersehen: Liebevoll geschmückt von den Familien, die um ihre Kinder trauern, die gestorben sind, noch bevor sie diese Welt betreten haben.

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