Begleiten, beraten, versorgen
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Begleiten, beraten, versorgen

Jakobus Hospizverein e. V. steht sterbenden Menschen und deren Angehörigen bei

Es gibt eine Gewissheit für uns alle, auch wenn der Gedanke daran manches Mal unangenehm ist und oftmals verdrängt wird: Wir werden sterben. Der Tod gehört zum Leben dazu, auch wenn man nicht gerne darüber redet, in manchen Familien und Beziehungen sogar richtiggehende Sprachlosigkeit darüber herrscht. Dieses Tabu zu brechen, das hat sich der Jakobus Hospizverein e. V. für Stadt und Landkreis Rosenheim vorgenommen.
Gegründet 1993 hat sich der Verein inzwischen von einem „kleinen Pflänzchen“ zu einer bestens vernetzten, in der Öffentlichkeit und bei Fachleuten geschätzten und respektierten Einrichtung entwickelt, die ihren festen Platz im Versorgungs- und Beratungssystem der Region hat.
Ursprungsgedanke der Gründerinnen und Gründer war es, den 1993 noch weitgehend unbekannten Hospizgedanken zu verbreiten und Sterbende in der letzten Phase ihres Lebens zu begleiten. So startete bereits ein Jahr nach Vereinsgründung die ambulante Begleitung, im Rahmen derer bestens ausgebildete, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sterbende und ihre Angehörigen im häuslichen Umfeld besuchen, mit aushalten, reden oder schweigen, einfach da sind.

„Tatsächlich bedurfte es vor fast 30 Jahren noch enorme Aufklärungsarbeit. Waren sterbende Menschen noch vor 50 Jahren eingebunden in die Familie, hat sich die Gesellschaft doch sehr verändert. Diese traditionellen Bande haben sich aber verändert“, erinnert sich Barbara Noichl, Geschäftsstellenleiterin des Vereins. „Wir wollen dazu beitragen, dass kein Mensch allein und unbegleitet sterben muss!“

Meilensteine der Vereinsgeschichte, der 1999 mit dem Sozialpreis des Landkreises ausgezeichnet wurde, sind unter anderem die Eröffnung eines Büros mit festen Öffnungszeiten im Jahr 2002, die Initiative Trauer Netzwerk, in der sich 2004 unter Federführung des Hospizvereins unterschiedliche Trauer-Selbsthilfegruppen und -angebote zusammengeschlossen haben sowie die Einführung der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) im Jahr 2011.
„Unser Verein ist sozusagen das Dach für drei unterschiedliche Formen der Zuwendung, drei Säulen, die, das liegt auf der Hand, fließend ineinander übergehen: begleiten, beraten und versorgen“, erläutert Barbara Noichl. Die rund 50, zum großen Teil ehrenamtlichen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ambulanten Hospizvereins begleiten Sterbende und, oftmals genauso wichtig, ihre Angehörigen. Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter stehen nach dem Tod des vertrauten Menschen den Hinterbliebenen zur Seite, etwa im „Offenen Trauercafé“. Barbara Noichl: „Nicht umsonst sprach man früher oft vom sogenannten Trauerjahr, in dem man sich etwa schwarz kleidete. Trauer braucht seine Zeit, auch wenn man in unserer schnelllebigen Zeit wieder schnell ‚funktionieren’ soll.“
Seit 2006 ist die Ambulante Hospiz- und Palliativberatung aktiv: Die hauptamtlich Angestellten des Vereins leisten wichtige Beratungstätigkeiten, stehen als Ansprechpartner für Anfragen zur Verfügung und begleiten und koordinieren die Einsätze der Hospizhelferinnen und -helfer.

„Sozusagen unsere `Tochter`, die Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung (SAPV), eine gemeinnützige GmbH, nahm im Jahr 2011 die Arbeit auf. Ziel des SAPV-Teams ist es, Patientinnen und Patienten trotz schwerster, unheilbarer Erkrankung ein möglichst selbstbestimmtes, menschenwürdiges Leben im vertrauten Umfeld zu ermöglichen. Unsere dritte, unglaublich wichtige Säule der Hospiz- und Palliativarbeit“, so Barbara Noichl. Das hoch qualifizierte medizinische und pflegerische Team arbeitet eng mit den Hausärzten und Pflegediensten zusammen und bietet eine umfassende Palliativversorgung einschließlich 24-Stunden Rufbereitschaft. So können zum Beispiel auch schwer therapierbare Schmerzen, Angst- und Panikzustände oder Atemnot und Übelkeit zuhause behandelt werden.

Übrigens: Der Heilige Jakobus, Namensgeber des Vereins, gilt nicht nur als Schutzpatron der Apotheker und Drogisten, sondern auch der Pilger. Das Zeichen der Pilger ist denn auch seit Jahrhunderten die, nach dem Heiligen benannte, Jakobsmuschel. Und sie ist auch beim Hospizverein Rosenheim Teil des Schriftzuges und Symbol für die wunderbare Philosophie: einfühlsame Begleitung eines Menschen auf dem Weg, auf dem letzten Weg auf Erden.
Ausführliche Informationen und sämtliche Angebote des Jakobus Hospizvereins e. V. findet man unter hospizverein-rosenheim.de. Telefonisch ist der Verein unter 0 80 31/7 19 64 zu erreichen.  Finsterwalder

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