Auf alte, seltene Obstbaumsorten spezialisiert
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Auf alte, seltene Obstbaumsorten spezialisiert

Verantwortung für Obst- und Kulturweg Ratzinger Höhe in neue Hände gelegt

Vor 28 Jahren begannen die Obst- und Gartenbauvereine von Hirnsberg-Pietzing und Prien den Obst- und Kulturweg Ratzinger Höhe anzulegen. Treibende Kraft waren damals Günter Krumrey, der inzwischen verstorbene ehemalige Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Prien und Umgebung und der damalige Kurdirektor Peter Donauer auf Priener Seite sowie Sepp Stein aus Hirnsberg.

Inzwischen stehen 500 Obstbäume in gut 300 verschiedenen Sorten entlang des circa 20 Kilometer langen Wanderweges. Er verläuft rund um, beziehungsweise über die Ratzinger Höhe zwischen Prien, Rimsting und Hirnsberg. Die Obst- und Gartenbauvereine haben sich auf alte, seltene Obstbaumsorten spezialisiert, insbesondere auf Sorten, die in den „Deutschen Obstsortenblättern“ ab 1900 empfohlen worden sind. Sortennamen wie „Dr. Nathusius Taubenapfel“ oder „Himbeerapfel von Holowaus“ sagen heute nur noch eingefleischten Pomologen etwas. Heute liegt der Weg mit dieser vorausschauenden Philosophie im Sinne von Biodiversität und Erhalt genetischer Eigenschaften absolut im Trend.

2015 wurde der Weg in das ObstsortenerhalterNetzwerk Deutschlands aufgenommen und ist dort eine der Größten privat betriebenen Anlagen dieser Art. Für die beiden Gartenbauvereine ist das eine zusätzliche Aufgabe und ein zusätzlicher Aufwand. Immerhin müssen Früchte aller Bäume zur Überprüfung der Sortenechtheit an den Deutschen Pomologenverein geschickt werden. Nicht alle Sorten werden bestätigt. So stellte sich per Analyse des genetischen „Fingerabdruckes“ heraus, dass es sich bei dem an der Ratzinger Höhe vereinzelt vorkommenden „Kalifornischen Königsapfel“ in Wahrheit um die amerikanische Apfelsorte „King of Tomkins County“ handelt. Es wird vermutet, dass der „Ringer“, der vor gut 100 Jahren in Ulperting eine Baumschule betrieb, diese Sorte auf irgendeine Weise erhielt und sie, wie andere rare Sorten auch, an der Ratzinger Höhe verbreitete.

Die organisatorische Hauptlast für den Weg lag bisher bei Sepp Stein vom Gartenbauverein Hirnsberg-Pietzing. Sie wird jetzt weitergegeben in jüngere Hände. Baumwart Christian Meissner kümmert sich künftig um den Zustand der Bäume, die Beschilderung und organisiert Arbeitseinsätze. Roman Pröll, Gartenfachberater am Landratsamt Rosenheim, übernimmt die pomologische Planung, die Kartierung und die Verifizierung der Sorten.
Die Obstbäume stehen überwiegend auf privatem Grund und gehören den jeweiligen Besitzern. Insgesamt 50 Grundstücksbesitzer konnten für das Projekt gewonnen werden. Die beiden Gartenbauvereine und die Verantwortlichen für den Weg bitten die Grundbesitzer weiterhin um gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit.

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