Respekt und Empathie
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Respekt und Empathie

Im Gespräch mit dem KlinikClown Jonas Wies

„Lachen ist die beste Medizin“, sagt der Volksmund. Ein jeder von uns hat es schon selbst erlebt, wie befreiend, ansteckend und erleichternd Humor wirken kann. Und die medizinischen Experten bestätigen diese Wahrnehmung: Lachen und Humor haben überaus positive Auswirkungen auf den Allgemein- und Gesundheitszustand und fördern Heilungsprozesse.

Lachen wirkt physiologisch, emotional, ansteckend und steigert das kreative Potenzial eines Menschen. Nicht umsonst hat der Humor seit 1998 einen festen Platz in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen im Freistaat, und zwar mit dem Verein „KlinikClowns Bayern e.V.“. Er schickt seit fast 25 Jahren professionelle Clowns auf Kinderstationen in den Kliniken, später wurde das Tätigkeitsfeld auch auf Einrichtungen für behinderte Menschen, auf geriatrische und gerontopsychiatrische Klinikstationen, Stationen für schwerkranke erwachsene Patienten und Palliativstationen, Seniorenheime und Hospize erweitert. Sie zaubern tagtäglich den kleinen wie großen Patientinnen und Patienten ein Lächeln auf die Lippen.

Unsere Redaktion unterhielt sich mit Jonas Wies, der als KlinikClown auf der Kinderstation und der Palliativabteilung des RoMed-Klinikums Rosenheim regelmäßig zu Besuch ist.

Herr Wies, wie wird man eigentlich KlinikClown?

„Mein persönlicher Weg führte mich über mehrere berufliche Stationen zunächst in die Pflege. Dort wurde ich auf die Arbeit der KlinikClowns aufmerksam. Sofort spürte ich, dass diese Tätigkeit genau das Richtige für mich wäre und informierte mich ausführlich. Als KlinikClown braucht man neben Einfühlungsvermögen und Empathie auch eine fundierte Ausbildung im Bereich der darstellerischen Künste. So besuchte ich die Clownschule `Die Kunst des Stolperns` in Freising, auf der mir nicht nur das nötige künstlerische Handwerkszeug vermittelt wurde. Die Ausbildung ließ mich auch in das große, bisher unbekannte Clown-Universum tief eintauchen. Ich hatte meine Erfüllung gefunden, und die mit großer Freude und Leidenschaft auch schon vor der Ausbildung angelegten Fähigkeiten, wie Jonglage oder Musikmachen, fügten sich einfach harmonisch zusammen.

Nach der Clown-Schule war ich zunächst als Solokünstler und gemeinsam mit einer Schulkollegin als Bühnenpartnerin unterwegs, bei Festen, Veranstaltungen, in Kindergärten. Vor zwei Jahren bewarb ich mich dann bei KlinikClown Bayern e.V. und arbeite seitdem für den Verein.“

Was zeichnet speziell einen KlinikClown aus?
„Zunächst vorweg: Es gibt einen gemeinsamen Nenner bei jedem guten Clown und das ist die Liebe zu den Menschen. Und doch sind Clown und KlinikClown zwei verschiedene Paar Schuh. Auf der Bühne spielt man sein Programm, das Publikum geht hin, um die Show zu sehen. Als KlinikClown besuche ich Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht daheim sein können, sondern im Krankenhaus bleiben müssen; eine ganz besondere, herausfordernde Situation, in der sie verletzlich, belastet, ängstlich oder unsicher sind. Das erfordert ein großes Maß an Einfühlungsvermögen, die Situation zu erfassen, sich heranzutasten, die richtige Form zu finden.“

Wie sieht der Arbeitsalltag eines KlinikClowns konkret aus?
„Wir arbeiten als KlinikClowns immer in einem Zweier-Team. Bei Ankunft auf der Station wartet noch vor dem Umziehen eine Übergabe des Pflegepersonals auf uns. Sie haben Basisinformationen über den gesundheitlichen Zustand des Patienten, der Patientin, eventuelle Vorlieben oder Interessen. Das gibt uns manchmal bereits Anhaltspunkte, wie wir am besten den Kontakt zu den Menschen finden. So haben wir etwa neulich einen kleinen Jungen besucht, der Hasen liebt. Natürlich ein perfekter Einstieg für mich und meine Clown-Partnerin und ein tolles Thema für unsere Späße. Kinder lieben auch Luftballontiere und -blumen oder Seifenblasen.
Bei Erwachsenen ist die Ukulele oft meine Geheimwaffe. Musik, das wissen wir doch wirklich alle, kann unsere Seele auf eine Art und Weise berühren, wie kaum etwas anderes. Ich habe erlebt, dass demente Menschen, die seit Jahren nicht mehr geredet haben, bei einem vertrauten Volkslied oder alten Schlager mitgesungen haben.
Es gilt wie überall im Leben: Die Menschen sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse. Manche lieben Klamauk zum herzhaften Lachen, manche Patientinnen und Patienten suchen ein Gespräch und freuen sich über Musik, schillernde Seifenblasen oder eine Luftballonblume. Ganz wichtig sind Empathie und der Respekt, mit dem wir einem jeden Menschen, den wir besuchen, begegnen.“

Die Arbeit als KlinikClown ist durch die Corona-Pandemie sicherlich anders, herausfordernder geworden, oder?
„Für einen kurzen Zeitraum zu Beginn der Pandemie mussten wir auch als KlinikClowns unsere Arbeit einstellen. Doch nach einer Pause konnten wir weitermachen, auch weil die Krankenhäuser die Tätigkeit der KlinikClowns schätzen und uns zum erweiterten Therapeutenkreis zählen. Natürlich geht mit den Masken ein großer Teil unserer Mimik verloren. Umarmungen und Berührungen sind derzeit ebenso wie Singen nicht möglich. Die viel zitierte `Soziale Distanz` ist eigentlich ein Paradoxon zum KlinikClown.

Doch ich bin dankbar und glücklich meiner Leidenschaft als Clown in diesem Bereich weiter folgen zu können. Meine Auftritte außerhalb der Kliniken und Pflegeeinrichtungen sind nämlich seit über einem Jahr wegen der Pandemie nicht mehr möglich gewesen.“

Wer mehr über die KlinikClowns wissen will, findet alle wichtigen Informationen, unter anderem auch das Spendenkonto online unter .klinikclowns.de. ff

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