Da staut sich was
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Da staut sich was

Die Corona-Pandemie und was auf der Strecke geblieben ist

Das Gefühl ist wohl allen inzwischen wohlbekannt: Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben uns in den unterschiedlichsten Bereichen ausgebremst, geplante Vorhaben und Projekte, Lebenspläne zumindest auf unbestimmte Zeit verschoben: Urlaube, teilweise geplante Operationen, Hochzeiten und vieles mehr. Wir haben uns umgehört und berichten aus drei Bereichen, die stellvertretend für unzählige andere stehen.
„Es brennt bei uns in der Branche lichterloh!“, so bringt es Josef Heindlmeier, Inhaber und Fahrlehrer der gleichnamigen Chiemgauer Fahrschule drastisch auf den Punkt. Durch die Schließungen während der beiden Lockdowns im letzten und diesem Jahr hätte sich ein unglaublicher Stau an Schülerinnen und Schülern bei den Fahrschulen gebildet. „Ich bekomme Anfragen aus allen Landkreisgemeinden, ob ich denn neue Fahrschüler aufnehmen kann. Die Menschen sind bereit, über 40 Kilometer zum Theorie-Unterricht nach Prien oder Rimsting zu fahren, nur um überhaupt Stunden nehmen zu können!“, berichtet Heindl-meier. Seiner Einschätzung nach werden es Fahrschüler, die sich in diesem Jahr neu für den Führerschein anmelden, sehr schwer haben, diesen noch im selben Jahr absolvieren zu können: „Dass sie das schaffen können, ist leider unwahrscheinlich. Wir haben eine große Menge an Schülern noch vom letzten Jahr, die endlich ihre Fahrausbildung abschließen wollen.“ Die derzeitige Situation in den Fahrschulen ist eine große Herausforderung“, erzählt Josef Heindlmeier. Die Hygienekonzepte würden akribisch und konsequent umgesetzt, was natürlich Zeit und Energie koste. Fahrlehrer tragen die gesamte Zeit während des Unterrichts die FFP2-Masken. Josef Heindlmeier:

„Das ist für sie unglaublich belastend, zumal das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter doch schon etwas höher ist. Wir leiden auch unter einem akuten Nachwuchsmangel, wir suchen etwa zwei Vollzeitbeschäftigte für unser Team!“

Von verschobenen Terminen kann auch Alexandra Birklein, Betreiberin des Ballhauses Rosenheim und des Kulturforums Klosterkirche Traunstein ein trauriges Lied singen: „Viele meinen, wir hätten keine Arbeit, nachdem die Kultur- und Veranstaltungsstätten geschlossen sind. Das Gegenteil ist der Fall! Wir haben enorm viel Arbeit, die Veranstaltungen und Konzerte, die sich immer weiter nach hinten verschieben, zu planen und neue Termine zu finden.“ Sie erinnert daran, dass auch bei einer vagen Öffnungsperspektive der Kulturbetrieb nicht von heute auf morgen anlaufen kann: „Das ist nicht ein Schalter, den man umlegen kann. Das brauchte mehrere Monate Vorlaufzeit für Werbung, Kartenvorverkauf und Organisation. Technik, Gastronomie und vieles mehr hängt mit daran!“
„Keine Zeit zu sterben“, das ist der Titel des neuen, mittlerweile 25. Streifen aus der James Bond-Filmreihe. Der erste Trailer dieses Blockbusters wurde im Dezember 2019 gezeigt, die Erscheinung in den Kinos allerdings das ganze vergangene Pandemie-Jahr 2020 immer wieder weiter nach hinten verschoben. Ein Film unter unzähligen anderen, die bereits abgedreht, teilweise beworben und von den Fans heiß ersehnt sind, und trotzdem von der Pandemie ausgebremst worden sind. Janet Breucker, Geschäftsführerin von Kinopolis Rosenheim, will in jedem Fall alles daran setzen, diese Filme so flexibel wie möglich im Kinopolis-Kino einzusetzen: „Ich freue mich, dass so viele Filme zurückgehalten wurden, weil es zeigt, dass die Kinoauswertung als etwas ganz Besonderes angesehen wird, worauf es sich zu warten lohnt. Natürlich haben sich über den Zeitraum einige Filme angesammelt, allerdings darf nicht vergessen werden, dass auch der Produktionsbereich ins Stocken geraten ist und somit einige ursprünglich für dieses Jahr vorgesehenen Filme erst im kommenden Jahr in die Kinos kommen werden.“ Sie sieht bei einer Öffnung der Kinos auch Chancen für kleinere Produktionen abseits der großen Filmstudios: „Die ganz großen Blockbuster werden vermutlich noch etwas auf sich warten lassen, da diese häufig einen weltweiten Start erforderlich machen und somit erst erfolgen können, wenn sich das weltweite Infektionsgeschehen wieder verlangsamt hat. Insofern wird sich in den ersten Wochen und Monaten nach Wiedereröffnung insbesondere deutschen Produktionen und kleineren Filmen die Möglichkeit bieten, sich in Abwesenheit der ganz großen Blockbuster dem Publikum zu präsentieren. “

Janet Breucker glaubt, die Branche sei bestens für eine Wiederöffnung vorbereitet, da die Kinos allesamt über ausgefeilte und in der Praxis bewährte Hygienekonzepte verfügen: „Bereits vor dem letzten Lockdown konnten wir zeigen, dass Kinos sichere Ort sind, was nicht zuletzt dadurch belegt wird, dass bundesweit bislang kein einziger Corona-Fall bekannt geworden ist, der auf den Besuch eines Kinos zurückzuführen ist.“ ff

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