In einem Meer vor unserer Zeit
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In einem Meer vor unserer Zeit

„Saurier – Giganten der Meere“ im Lokschuppen bis zum 13. Dezember 2020

Nach eineinhalb Jahren Sanierungsphase meldet sich der Lokschuppen mit einer weiteren vielversprechenden Ausstellung zurück. Kurz vor der Eröffnung erzählten die Verantwortlichen im Rahmen einer Pressekonferenz von ihrer Arbeit, woher die Exponate stammen, wie die lebensgroßen Modelle zustande kamen und warum sich der Besuch der Ausstellung „Saurier – Giganten der Meere“ lohnt. Kurz vorweg: Er lohnt sich allemal.

Den Medienvertretern erklärte Biologe Doktor Sebastian Lotzkat erst einmal in Form eines Science Slams, was man unter einem Saurier versteht: Nämlich einen Amniot, ein Landwirbeltier, das entgegen seiner Bezeichnung einen Weg ins Wasser gefunden hat. Folglich sind diese Wasserreptilien keine Dinosaurier, welche bekanntlich an Land lebten. Entwickeln konnten sie sich im Erdmittelalter, unterteilt in Trias, Jura und Kreide, nachdem ein gigantischer Vulkanausbruch das Ende des Erdaltertums eingeleitet und eines der fünf Massensterben ausgelöst hatte. Meeressaurierarten füllten die freigewordenen Nischen und beherrschten gemeinsam mit Dino- und Flugsauriern die Erde vor etwa 250 bis 66 Millionen Jahren.

Nach der Auffrischung der Biologiekenntnisse ging es in der Konferenz um Daten, Zahlen und Fakten. Peter Lutz, Geschäftsführer Veranstaltungs und Kongress GmbH Rosenheim, machte die positiven Aspekte der Sanierung des Lokschuppens deutlich. Der Besuch der Ausstellung sei nun komfortabler, es gebe mehr Raum für Garderoben und den Museumsshop.

Neben vielen weiteren Gesichtspunkten, die sich verbessert haben, war es schlichtweg einfach mal Zeit für ein paar Renovierungen nach der Eröffnung des Lokschuppens im Jahr 1987. Mit rund 280 000 Besuchern jährlich gehört der Lokschuppen zu den Top Ten der Ausstellungshäuser Deutschlands.
Mit Zahlen in dieser Größenordnung können auch bis zu 86 Prozent der Kosten für die Ausstellung gedeckt werden. Außerdem wies der Geschäftsführer auf den Kaufkraftzufluss in Höhe von sieben Millionen Euro durch Besucher in Rosenheim hin, der Lokschuppen könne also durchaus als Umsatzgenerator bezeichnet werden. Abschließend bedankte sich Lutz für die Zusammenarbeit bei den Sponsoren und Partnern.

Der Leiter des Ausstellungszentrums Lokschuppen Rosenheim Doktor Peter Miesbeck bedachte unter anderem das Müncher Atelier Hammerl und Dannenberg. Durch die gut durchdachte Gestaltung habe jeder Raum ein eigenes Farbkonzept und ein passendes Design. Den Lokschuppen mache aber nicht nur sein Aussehen so ansprechend, auch Familienangebote wie der vergünstigten Familienmontag, Texte zu den Exponaten in englischer Sprache via QR-Code oder die Ausstellungstücke an sich lassen sich sehen. Letztere mussten in mühevollster Kleinstarbeit, entweder, wie im Falle der lebensgroßen Modelle, erst hergestellt werden, oder, wie beispielsweise beim Originalskelett des Steneosaurus, aus verschiedensten Museen und Fossilienlagerstätten Deutschlands zusammengetragen werden, erklärte Kurator Doktor Bernd Herkner. Der Biomechaniker habe bei der Arbeit mit italienischen Paläotologen zur Herstellung der Modelle selbst noch sehr viel gelernt. Er sei nun stolz darauf, den Besuchern rund 200 originale Fossilien, Skelette und Abgüsse präsentieren zu dürfen. Gleichzeitig erwähnte er aber auch den Biodiversitätsverlust, der bei einer solchen Ausstellung deutlich werde und gerade heute wieder ein großes Problem darstelle. Zehn Millionen Jahre oder sogar noch länger dauert es, bis sich die Natur nach einem Massensterben wieder erholt hat und man wieder von Artenvielfalt sprechen kann. Wissenschaftler gehen davon aus, dass täglich 130 Arten unwiderruflich verloren gehen. Umso wichtiger sei es, diesen Gedanken im Hinterkopf zu behalten und dementsprechend rücksichtsvoll mit der Umwelt umzugehen.

Die verloren gegangenen Arten von damals können im Lokschuppen auf dem zwölf Meter breiten und vier Meter hohen Paläoaquarium bestaunt werden. Auf der größten Leinwand dieser Art in Europa schwimmen virtuelle Saurier in Originalgröße und erlauben dem Betrachter als eines der Highlights der Ausstellung eine Zeitreise zurück zu den Herrschern der Ozeane.
Zuletzt führte Sven Grossmann von Krug Grossmann Architekten mit einer Diashow durch die nicht immer einfache Bauphase. Doch schlussendlich kann sich das Ergebnis sehen lassen, was in einer anschließenden Führung durch die 1500 Quadratmeter große Ausstellung definitiv zur Geltung kam.

„Saurier – Giganten der Meere“ wurde am 26. September eröffnet. Bis zum 13. Dezember 2020 kann man die Ausstellung von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr besuchen. Informationen und Buchung unter 0 80 31/ 3 65 90 36 und lokschuppen@vkr-rosenheim.de.  ste

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