Masernerkrankung in Rosenheim durch bedenkliche Impflücken
Dem Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim wurde in der letzten Woche eine Masernerkrankung eines Kindes aus dem südlichen Landkreis gemeldet. Da die Masernerkrankung bereits bis zu fünf Tage vor dem typischen Hautausschlag infektiös ist, erfolgt die Diagnose in der Regel zu spät, um wirksame Maßnahmen zum Schutz der Kontaktpersonen durchzuführen. So war es auch in diesem Fall. Das Gesundheitsamt ermittelt derzeit bei etwa 50 Personen, die infektionsrelevanten Kontakt mit dem Kind in der Familie, dem Freundeskreis und Arztpraxen hatten.
Stadt und Landkreis Rosenheim liegen bei der Durchimpfungsrate von Masern bei den Schulanfängern in Bayern auf dem letzten Platz. Damit sich die Erkrankung daher nicht explosionsartig in der Region ausbreitet, werden derzeit bei Personen, bei denen der Verdacht auf Infektiosität besteht, durch das Landratsamt Rosenheim Besuchsverbote von Schulen und Kindergärten, berufliche Tätigkeitsverbote und Kontaktverbote zu empfänglichen Personen für jeweils 14 Tage angeordnet.
Vor diesem Hintergrund appelliert der Leiter des Gesundheitsamtes Rosenheim Dr. Wolfgang Hierl dringend an die Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen: „Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Impfungen sind der wirksamste Schutz. Die Impfstoffe sind sicher und in der Regel gut verträglich. Denken Sie dabei auch an Ihren eigenen Impfschutz. Auch in Hinblick auf Mitbürgerinnen und Mitbürger, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, haben wir eine gewisse Verantwortung“, so Hierl.
Laut einer aktuellen Auswertung der Durchimpfungsraten der bayerischen Einschulungskinder zum Schuljahr 2016/2017 des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit landete Rosenheim auf dem letzten Platz. Dabei lag die Quote für mindestens eine Impfung bei 90,2 Prozent, für mindestens zwei Impfungen bei 80,8 Prozent und damit deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt von 96,6 beziehungsweise 92,2 Prozent. Die Erkrankung kann einen schweren Verlauf nehmen mit Mittelohr- und Lungenentzündung. In einigen Fällen kann sie zu einer schwerwiegenden Gehirnentzündung mit bleibenden Schäden oder sogar zum Tod führen. „Auch wenn wir in Bayern in den letzten beiden Jahren vor großen Masernausbrüchen verschont ge-blieben sind, so müssen wir in Rosenheim aufgrund der bestehenden Impflücken und der aktuellen Erkrankung jederzeit mit einem Masernausbruch, zum Beispiel in Schulen oder Kindergärten rechnen“, sagt Hierl. „Wir dürfen uns mit der roten Laterne nicht zufriedengeben und nicht nachlassen mit unseren Bemühungen, die Masern zu eliminieren“.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Kinder das erste Mal im Alter von elf bis 14 Monaten impfen zu lassen. Die zweite Masernimpfung kann vier Wochen später erfolgen, sollte aber bis zum Ende des zweiten Lebensjahres erfolgt sein. Auch Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden und entweder nicht geimpft sind, als Kind nur einmal geimpft wurden oder deren Impfstatus unklar ist, sollten sich impfen lassen. „Nur wer in der Kindheit zweimal oder im Erwachsenenalter einmal gegen Masern geimpft wurde, ist wirksam geschützt“, betont Hierl.
Den letzten großen Masernausbruch hatte es Ende 2014 in Berlin gegeben. Die Erkrankung zog sich bis ins darauf folgende Jahr mit über 1 200 Betroffenen. Die meisten Erkrankten gab es in den Altersgruppen der 18 bis 44-Jährigen. Überdurchschnittlich stark war auch die Gruppe der Ein- bis Zweijährigen betroffen. Ein Kleinkind starb. Es war nicht gegen Masern geimpft.
Informationen und Beratung zur Masernimpfung gibt es bei den Haus- und Kinderärzten in der Region oder direkt beim Gesundheitsamt in Rosenheim.