Einfach runterspülen?
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Einfach runterspülen?

Viele Deutsche missbrauchen die Toilette als Mülleimer

Essensreste, Hygieneartikel wie Feuchttücher und Tampons, oder Zigarettenkippen, viele Deutschen benutzen die Toilettenspülung als Abfalleimer. Kaum jemand denkt daran, dass diese festen Fremdstoffe mit hohem Aufwand in der Kläranlage zeit- und kostenintensiv aussortiert werden müssen oder unangenehme Verstopfungen oder Pumpenausfälle im Kanalsystem auslösen können. So entstehen jährlich Schäden in Millionenhöhe im deutschen Abwassersystem.

Alarm geschlagen hat unter anderem vor kurzer Zeit die Stadt Weiden. Die Kanalreinigung der oberpfälzischen Kommune muss regelmäßig mit speziellen Abpump-Fahrzeugen die Kanalisation von massenhaft Unrat befreien und vor Ort absaugen, bevor er in die Kläranlage gelangt. „Hauptübeltäter“ sind hier Hygieneartikel, insbesondere Feuchttücher. Sie sind besonders reißfest und zersetzen sich im Wasser nicht – eine spezifische, bewusst hergestellte Eigenschaft. Wenn sie den Weg bis zur Kläranlage geschafft haben, müssen sie dort mit Rechen oder Sieben aufwendig aus dem Abwasser entfernt, gesammelt und in der Regel anschließend verbrannt werden. Das Umweltbundesamt hat bereits vor längerer Zeit reagiert und empfiehlt eine deutliche Kennzeichnung dieser Tücher, damit sie nicht mehr über die Toilette entsorgt werden und appelliert an die Bürger: „Feuchttücher und andere feste Abfälle gehören in den Verpackungsmüll oder in den Hausmüll!“

Auch in Rosenheim kennt man dieses Problem. „Viele Entwässerungsbetriebe kämpfen mit dem Problem, dass über die Toilette Stoffe entsorgt werden, für die es nach Entwässerungssatzung ein Einleiteverbot gibt.

Die Stadtentwässerung Rosenheim muss an den Pumpstationen regelmäßig sogenannte Verzopfungen entfernen. Vor allem aufgrund der technischen Weiterentwicklung der Pumpentechnik und der Pumpensteuerung hat die Stadtentwässerung das Problem im Griff“, so Christian Schwalm, der stellvertretende Pressesprecher der Stadt Rosenheim.

Küchenabfälle oder Essensreste haben ebenfalls im Abwasser nichts zu suchen – sie locken Ratten an. Auch Öle und Fette, zum Beispiel vom letzten Fondue-Essen, sollten nicht über die Toilette entsorgt werden, denn sie verschmutzen die Abwasseranlagen und die Reinigung ist besonders mühselig, aufwendig und damit teuer. „Küchenabfälle und Essensreste gehören in den Bio- oder Hausmüll“, so das Umweltbundesamt.

Übrigens: Es ist mit dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) sogar grundsätzlich verboten, Abfälle über das Abwasser, also zum Beispiel über die Toilette oder den Ausguss, zu entsorgen.

Das gilt auch und im besonderen für alte Medikamente. Sie können über den Hausmüll entsorgt werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt jedoch, unverbrauchte Arzneimittel bei Apotheken und Schadstoffsammelstellen, etwa beim Rosenheimer Entsorgungshof abzugeben, um sicherzustellen, dass die Medikamente verbrannt und somit vollständig zerstört werden. Außerdem wird so verhindert, dass Kinder an die Medikamente gelangen und diese versehentlich verschlucken.
Farb- und Lackreste sowie Lösungsmittel sollten ebenso wenig im WC entsorgt werden. Sie können die Bausubstanz und Technik öffentlicher Abwasseranlagen angreifen. Da sie häufig Substanzen enthalten, die für die Mikroorganismen in den Becken giftig sind, gefährden sie außerdem den biologischen Abbau in den Belebtschlammbecken. Ohne diese Mikroorganismen können dort die biologisch zersetzbaren Substanzen nicht mehr aus dem Abwasser entfernt werden, so dass diese Verschmutzungen letztlich wieder in unser Trinkwasser gelangen könnten.

Bewusst sein sollten sich alle Bürger, dass sie mit der verantwortungslosen Verschmutzung und Entsorgung von Fest- und Problemstoffen in der Toilette nicht nur der Umwelt, sondern auch ihrem eigenen Geldbeutel schaden: Das Herausfiltern von flüssigen Schadstoffen und anderen festen Abfällen kostet viel Geld. Und diese Kosten zahlen wir alle über die Abwassergebühren! ff

 

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