Vermächtnis eines Mahners
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Vermächtnis eines Mahners

Max-Mannheimer-Straße in Bad Aibling feierlich eingeweiht

Er hat den Holocaust überlebt und setzte sich ein Leben lang für Demokratie und gegen das Vergessen ein: Max Mannheimer. Mit der Benennung der Straße am Schulzentrum in Bad Aibling würdigt die Stadt nun denn unermüdlichen Mahner und Versöhner, der bis zu seinem Tod im letzten Jahr über 30 Jahre lang in Gesprächen und Veranstaltungen Erwachsene und Schüler über die Shoa und die anderen Verbrechen des Nationalsozialismus aufklärte. In einem Festakt wurde die Max-Mannheimer-Straße letzte Woche offiziell eröffnet.

Bürgermeister Felix Schwaller betonte in seiner Ansprache, dass die Stadt Bad Aibling an den gewaltlosen Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur bereits mit mehreren Straßen erinnere, etwa der Carl-von-Ossietzky- und der Geschwister-Scholl-Straße. Max Mannheimer habe sich immer wieder gerade an die junge Generation gewandt und das Gespräch mit Schülern gesucht, so Schwaller. Deshalb sei die Benennung der Straße am Schulzentrum nach dem Zeitzeugen ganz besonders passend.
Auch Michael Beer, Leiter des Gymnasiums Bad Aibling, erinnerte in seiner Rede daran, wie Max Mannheimer mit seinen Erzählungen und Erinnerungen gerade Jugendliche beeindruckte: „Ich erlebte ihn beim Besuch mit einer Schulklasse im Konzentrationslager Dachau als offenen Gesprächspartner ohne erhobenen Zeigefinger, als Versöhner und den jungen Menschen zugewandt.“

Max Mannheimer zu Wort kommen ließen Ursula Endler-Hoehne, die Leiterin der Wilhelm-Leibl-Realschule und Bärbl Marx, Leiterin der Wirtschaftschule Alpenland. Sie lasen sechs prägnante Zitate Mannheimers vor, die allesamt seine versöhnliche, aufrechte und konsequent antifaschistische Haltung widerspiegelten. Auf Plakaten werden diese Worte künftig in allen drei Schulen aufgehängt, als dauerhafte Erinnerung an den Namensgeber der Straße.

Mit Dr. Barbara Distel, über Jahrzehnte hinweg Leiterin der Gedenkstätte Dachau, erinnerhte eine enge Freundin und Wegbegleiterin an den Lebenslauf und das Wirken von Max Mannheimer. Gemeinsam mit seinem Bruder überlebte er den Holocaust, seine Eltern, die anderen Geschwister und Ehefrau wurden in Auschwitz ermordet. Dennoch kehrte er 1946 nach Deutschland zurück; seine zweite Frau, eine deutsche Sozialdemokratin hatte ihn überzeugt, den Wiederaufbau im Land zu unterstützen. Bei der Verarbeitung seiner traumatischen Erfahrungen half ihm unter anderem auch die Kunst: Seit 1954 hat er sich mit der Malerei beschäftigt und ab 1975 unter dem Pseudonym Ben Jakov seine Bilder im In- und Ausland ausgestellt. Im fortgeschrittenen Alter begann er als Zeitzeuge in Schulen und kirchlichen Einrichtungen öffentlich über die NS-Diktatur und den Holocaust zu sprechen. Mit seiner Neugier auf alle Menschen, seiner Offenheit und Freundlichkeit und seinem Humor habe sich Max Mannheimer dabei, so Dr. Barbara Distel, Sympathien und Anerkennung erworben. Nun gelte es für alle nach seinem Tod das Vermächtnis weiterzuführen.

Franziska Finsterwalder

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