„Seepferdchen“ reicht nicht!
epaper

„Seepferdchen“ reicht nicht!

DLRG Bayern zeigt sich alarmiert über Trend bei Schwimmunfällen

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schlägt Alarm: Im vergangenen Jahr 2016 sind in Deutschland mindestens 537 Menschen ertrunken. Bayern führt dabei die traurige Statistik mit 91 Toten an, darunter sind 20 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 20 Jahren.

Und noch eine Tatsache gibt den Verantwortlichen zu denken: Nach Angaben der DLRG sind rund ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland Nichtschwimmer. Ein bedauerlicher Trend, den auch der Ortsverband Bad Aibling nur bestätigen kann. „Unserer Erfahrung nach können rund die Hälfte der Jugendlichen nicht richtig schwimmen“, so Vorsitzende Elisabeth Geßner. Der Verein bietet eine Vielzahl an Kursen von Anfängerkursen bis hin zum Schwimmtraining in unterschiedlichen Leistungsgruppen.

„Die Eltern sollten sich hier ihrer Verantwortung sehr bewusst sein. Gut schwimmen zu können ist sicherlich der beste Schutz vor Ertrinken. Und das Seepferdchen-Abzeichen, das viele Kinder im Grundschulalter machen, ist sicherlich keine Garantie dafür. Diese Prüfung ist eine kurze Momentaufnahme aber keine Versicherung, im Notfall richtig zu reagieren“, erläutert Elisabeth Geßner. Die Nachfrage nach Schwimmkursen bei der DLRG in Bad Aibling sei groß und die Wartelisten sind gut gefüllt, so die Vorsitzende. Der großen Nachfrage könne man allerdings nicht gerecht werden, bedauert Elisabeth Geßner. Hauptursache: Es fehlen Hallenbad-Kapazitäten. „Der Unterricht in Freibädern während des öffentlichen Badebetriebes ist oft schwierig. Und an Hallenbädern stehen uns als Verein im westlichen Landkreis eigentlich nur das Rosenheimer Hallenbad und eingeschränkt das Therapiebad Harthausen zur Verfügung. Das nächste verfügbare Hallenbad ist dann erst wieder in Holzkirchen. Hier in der Region haben die Grund- und Mittelschulen sowie die weiterführenden Schulen gar keinen beziehungsweise nur stark eingeschränkten Schwimmunterricht mehr aus Mangel eines Bades“, fasst Geßner die unerfreuliche Situation zusammen.

Es reiche auch nicht, sich als Eltern darauf zu verlassen, dass die Kinder einen Schwimmkurs oder den Schwimmunterricht in der Schule besucht haben.

Durch die Kürze der Zeit sei nicht gewährleistet, dass alle Kinder dabei zu sicheren Schwimmern würden.
Tatsächlich wird der Schwimmunterricht in den Schulen in Stadt und Landkreis Rosenheim ganz unterschiedlich gehandhabt. „Der Schwimmunterricht ist entsprechend den Lehrplänen für das Fach Sport fester Bestandteil des Sportunterrichts in allen Schularten. In Zusammenarbeit mit den Schulaufwandsträgern sind alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Durchführung des Schwimmunterrichts sicherzustellen“, so formuliert es eine Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst.

In der Realität richten sich die Schwimmstunden an den Schulen allerdings nach den vorhanden Möglichkeiten an Personal und Hallenbad-Kapazitäten. In der Stadt Rosenheim stehen etwa den Schulen drei Lehrschwimmbecken, an der Johann-Rieder-Realschule, der Grund- und Mittelschule Aising sowie an der Grund- und Mittelschule Westerndorf St. Peter, zur Verfügung. Außerdem nutzen einige Schulen das Hans-Klepper-Hallenbad beziehungsweise das Freibad. „Die drei Lehrschwimmbecken sind gut ausgelastet,
weiterer Bedarf wird derzeit nicht gesehen“, so Christian Schwalm, stellvertretender Pressesprecher der Stadt.

Baderegeln der DLRG

Übrigens, für alle, Schwimmer wie Nichtschwimmer, hat die DLRG einige Baderegeln zusammengestellt: Man sollte nur ins Wasser gehen, wenn man sich wohlfühlt und vorher abgekühlt hat. Dabei sollte man weder einem ganz leeren oder vollen Magen haben. Nichtschwimmer gehen nur bis zum Bauch ins Wasser. Grundsätzlich gilt: „Rufe nur um Hilfe, wenn du in Gefahr bist und überschätze dich und deine Kraft nicht!“ Eltern sollten sich bewusst sein, dass aufblasbare Schwimmhilfen keinesfalls ausreichende Sicherheit im Wasser geben und man Kindern auch mit Schwimmflügel nie unbeaufsichtigt lassen sollte. ff

„Schwimmen ist cool“

Die Erfahrungen unserer Praktikanten mit dem Schulsport:

Wie unterschiedlich der Schwimmunterricht an den Schulen gehandhabt wird, zeigen die Erfahrungen unserer beiden Praktikanten, die letzte Woche in unserer Redaktion zu Gast waren.

Elsa (9. Klasse, Raublinger Gymnasium): „An meiner Schule findet der Schwimm- unterricht leider nicht regelmäßig statt, sondern nur dann, wenn es die Sportlehrerin verantworten kann und meist ohne Noten. In der Regel haben wir nur an einem Tag im Jahr Schwimmunterricht und zwar im Rahmen der sogenannten Projektwoche in der letzten Woche vor den Sommerferien. Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir mehr Stunden dafür hätten!“

Eduard (9. Klasse, Karolinen-Gymnasium Rosenheim): „Wir hatten, soweit ich mich erinnere, Schwimmunterricht nur in der 5. und 6. Klasse jeweils insgesamt sechs Stunden. Aber das war cool! Meine Mitschüler und ich konnten eigentlich schon alle schwimmen, der eine besser, der andere nicht so gut. Wir haben Noten auf Geschwindigkeit und Streckenschwimmen bekommen.“

Anzeige