Die Kampagne „Elternstolz“ stärkt Jugendliche und deren Eltern
Die bayerische Wirtschaft schlägt Alarm: Im Freistaat wird die Fachkräftelücke immer größer. Insgesamt fehlen bis Jahresende trotz des aktuellen Beschäftigungsrekords in allen Berufsgruppen 227 000 Fachkräfte. Damit ist dieses Personaldefizit binnen Jahresfrist um 47 Prozent gewachsen. Durch den Engpass bleiben rund fünf Prozent aller im Freistaat angebotenen Arbeitsplätze für Fachkräfte unbesetzt, so die jüngste Auswertung des IHK-Fachkräftemonitors Bayern.
Auf die Folgen macht Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) eindringlich aufmerksam: „Der Fachkräftemangel bremst die bayerische Wirtschaft massiv. Betriebe müssen Aufträge verschieben oder ablehnen, weil die Kapazitäten nicht vorhanden sind. So entgeht Bayern eine Wirtschaftsleistung von schätzungsweise 17 Milliarden Euro allein in diesem Jahr.“
Dieser Entwicklung entgegensteuern wollen die Verantwortlichen unter anderem mit einer 2016 vom BIHK, der Bayerischen Handwerkskammer und dem Staatsministerium für Wirtschaft initiierten Kampagne „Elternstolz“. Mit großen Plakaten, Anzeigen und einem informativen Internetauftritt soll Jugendlichen Mut zur dualen Berufsausbildung gemacht werden. Zugleich appelliert „Elternstolz“ auch an die Mütter und Väter, die als wichtige Ratgeber ihren Kindern zur Seite stehen. „Eltern sind die wichtigste Orientierungshilfe für ihren Nachwuchs. Wir sind überzeugt, mit Elternstolz ihre positive Grundeinstellung gegenüber einer Lehre zu stärken. Eine gute Ausbildung ist der solide Grundstein für die weitere berufliche Zukunft!“, erläutert Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. Er sieht den „Akademisierungswahn“ der letzten Jahre mit steigenden Schülerzahlen an den bayerischen Gymnasien skeptisch.
Früher sei die berufliche Ausbildung Standard gewesen, jetzt würden immer mehr Eltern ihre Kinder aufs Gymnasium schicken. In Oberbayern etwa besuchen 34,6 Prozent aller Schüler der 8. Jahrgangsstufe ein Gymnasium, 31, zwei Prozent die Realschule und 27 Prozent die Mittel- beziehungsweise Hauptschule.
Thema mit Brisanz
„Angesichts der enormen Brisanz des Fachkräftemangels war es deshalb dringend notwendig, das Image und den Stellenwert der Dualen Ausbildung aufzuwerten und auch zu modernisieren. Diese Ausbildungsmodell ist absolut zeitgemäß, wird ständig weiterentwickelt und bietet eine grundsolide Ausgangsbasis für den weiteren Lebensweg. Um diese Form der Ausbildung beneiden uns viele andere Länder!“, so Andreas Bensegger.
„Berufe-Checker“ und viele Angebote
Die Initiative „Elternstolz“ beschränkt sich im übrigen nicht nur auf eine Vielzahl an Informationen über die Duale Ausbildung und wichtige Argumente, die bei der Entscheidung über den weitern Ausbildungsweg helfen können. Auf der Internetseite www.elternstolz.de findet man auch Links zu Portalen mit offenen Lehrstellen in Industrie, Handel und Handwerk und eine umfangreiche Vorstellung und Beschreibung aller Ausbildungsberufe. Beim „Berufe-Checker“ kann der Jugendliche sogar online überprüfen, welche Ausbildung am ehesten seinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht.
„Elternstolz“ ist ein Mosaikstein von vielen, mit denen die Industrie- und Handelskammern in Bayern die Problematik Fachkräftemangel angehen. Andreas Bensegger: „Wir versuchen es auf verschiedenen, vor allem modernen und zeitgemäßen Informationswegen.
Jobfit! war ein voller Erfolg
So war zum Beispiel die jobfit!-Messe im Ku’Ko Rosenheim wieder ein großer Erfolg. Besonders gut werden auch unsere Berufscoaching-Angebote angenommen.“ Auch die sogenannten Ausbildungs-Scouts der IHK leisten ganze Überzeugungsarbeit. Im Rahmen dieses, vom Bayerischen Wirtschaftministerium geförderten Projekt, stellen Auszubildende aus der Region ihre Berufe in Schulklassen vor.
„Der Austausch von Informationen unter Gleichaltrigen ermöglicht gleich einen ganz anderen Zugang zum Thema. Quasi auf Augenhöhe können die Schüler unkompliziert alle Fragen zur Ausbildung stellen und bekommen so wirklich Informationen aus erster Hand“, so Andreas Bensegger. ff