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Ein verjagter Dichter

Literarisches Frühstück mit Oskar Maria Graf in Bücherei Prien

Der bayerische Dichter Oskar Maria Graf war ein sehr heimatverbundener Mensch, der sein Leben dennoch im Exil beendete. Anlässlich seines 50. Todestages veranstaltet die Bücherei Prien im Rahmen des Seniorenprogramms der Marktgemeinde ein literarisches Frühstück mit markanten Passagen aus seinen Werken. Die Texte sind mal amüsant, mal nachdenklich, mal traurig, aber immer mit dem Drang zu revoltieren und sich jeglicher Autorität in den Weg zu stellen.

„Verbrennt mich! …„, so beginnt der Aufruf den Oskar Maria Graf 1933, zu diesem Zeitpunkt bereits im freiwilligen Exil, in der „Wiener Arbeiter-Zeitung“ veröffentlicht. Trotz der Beschwerde fielen nicht alle seine Werke umgehend bei der großen Berliner Bücherverbrennung „Aktion wider den undeutschen Geist“ den Flammen zum Opfer, das holten die Nationalsozialisten 1934 nach. Für die Lesung am Donnerstag, 2. März um 9.30 Uhr hat die Büchereimitarbeiterin Hilde Seidl verschiedene Texte aus seinen Büchern ausgewählt. Darunter Ausschnitte aus der bereits 1928 veröffentlichten Kurzgeschichtensammlung „Das bayerische Dekameron“, ein krachbuntes Sittengemälde, in dem er mit wortgewaltiger Komik über Erotik und Bauernschläue berichtet. Die Zuhörer erwarten auch Ausschnitte aus Grafs Meisterwerk „Das Leben meiner Mutter“, welches 1940 erschien, als er bereits in New York lebte. „Sein schönster und anrührendster Roman“, ein wahres Monument der Pietät und Liebe“, meinte einst sein Schriftsteller-Kollege Thomas Mann. Mit diesem Porträt seiner Mutter hat er nicht nur eine Chronik dörflichen Lebens in Oberbayern geschaffen, sondern auch einen sozial- und zeitkritischen Roman von großer poetischer Kraft. Am 29. Juni 1967 stirbt Oskar Maria Graf in New York – „ein verjagter Dichter, einer der besten“, wie der ungleiche Bruder im Geist Bert Brecht schreibt. Zweimal im Jahr treffen sich lese- und diskutierfreudige Senioren mit der langjährigen Büchereimitarbeitern im Dachgeschoss des Haus des Gastes, um sich gemeinsam bei einer Tasse Kaffee und kleinen Leckereien auszutauschen.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Für das eineinhalbstündige Literaturvergnügen ist ein Unkostenbeitrag von drei Euro zu entrichten.

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