Im Renten- Dschungel
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Im Renten- Dschungel

Flexi-Rente, Vorsorge und richtige Beratung

Ach ja, die Rente. Viele freuen sich auf ein finanziell sorgenfreies Alter ohne Arbeit. Andere wissen dafür trotz jahrzehntelanger Arbeit nicht, wie sie nach der Arbeitszeit über die Runden kommen sollen. Für die Jüngeren ist es die nötige Vorsorge, die unter den Nägeln brennt – oder brennen sollte. Das echo sprach mit der Expertin der Deutschen Rentenversicherung in Rosenheim und kann einige Tipps weitergeben.

Eine „sichere Rente“, das würde sich heute kein Politiker mehr zu versprechen wagen, so wie es Norbert Blüm noch in den 80er-Jahren tat. Der Gesetzgeber intensiviert seit geeraumer Zeit die Bemühungen, die Menschen zur privaten Vorsorge zu bringen seit Langem, Instrumente wie die Riester- und Rürup-Modelle wurden dafür geschaffen. Auch die regelmäßige Versendung der aktuellen Rentenansprüche sollen die Arbeitnehmer sensibilisieren.

Das erhöhte Renteneintrittsalter, die für Sparer negative Zinsentwicklung und viele andere Faktoren haben dazu beigetragen, die Bürger zu verunsichern. So mancher sagt sich da, wozu denn vorsorgen, wenn ohnehin nicht sicher ist, ob das gesparte Geld noch zur Verfügung steht, wenn es im Alter benötigt wird. Das jedoch wäre das Verkehrteste, was man tun kann, so Maria Wissen, Beraterin der Deutschen Rentenversicherung.

Ein Gespräch mit den Beratern der Deutschen Rentenversicherung klärt frühzeitig die Möglichkeiten, die offen stehen.

Versorgungslücken aufspüren

In Intensivberatungsgesprächen in München, die von der Rosenheimer Niederlassung in der Aventinstraße gerne vermittelt werden, wird ein genauer Kassensturz gemacht, eventuelle Versorgungslücken errechnet und die individuellen Optionen genau ausgelotet. Dann kann entschieden werden, inwieweit zum Beispiel staatlich geförderte Modelle wie die Riester-Rente in Frage kämen. Gerade in Zeiten der gegen Null tendierenden Zinserträge auf konservative Anlagen können diese Vorsorgeformen durchaus ertragreich sein – wenn alle staatlichen Fördermöglichkeiten ausgeschöpft sind und keine Beitragslücken entstehen. Auch wenn bei vielen der Eindruck entstanden sein mag, ist das „Riestern“ nicht pauschal ungeeignet. Auch das Rürup-Modell kann zum Beispiel für Selbstständige ein Thema sein, das Steuern sparen hilft.

„Oftmals lassen sich die Menschen verunsichern durch das, was im Kollegen- oder Bekanntenkreis gesprochen wird und stecken den Kopf in den Sand. Das ist ein Fehler, denn die verschiedenen Möglichkeiten sind zu kompliziert für ein Stammtischgespräch“, so Wissen. Regelaltersrente, Altersrente für langjährig Versicherte, Altersrente für Schwerbehinderte, Erwerbsminderungsrente, Altersrente bei Arbeitslosigkeit oder Altersteilzeit oder – im schlimmsten Fall – Grundsicherung: All das sind mögliche Formen der Altersversorgung, jede in sich komplex gestaltet. Kein Wunder, dass im Regelfall nur Experten die Vielfalt der Optionen bewerten können. Auch hier gilt: Guter Rat muss nicht teuer sein, verschiedene Institutionen wie die Deutsche Rentenversicherung, Gewerkschaften, Verbraucherzentralen und Sozialträger bieten ihn teils kostenfrei an. Sollte eine Intensivberatung zum Ergebnis führen, dass private Vorsorgeformen wie die Anlage in Fonds ertragreicher sind, führt der Weg natürlich zum Bankberater. Allerdings: Nach wie vor ist die gesetzliche Rente für die meisten die wichtigste Säule der Alterssicherung.

Flexi-Rente

Noch in diesem Jahr soll das im Oktober beschlossene Gesetz zur „Flexi-Rente“ den Bundesrat passieren. Hier sollen Anreize gesetzt werden, den Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand flexibler zu gestalten und gleichzeitig die Attraktivität für ein Weiterarbeiten über die reguläre Altersgrenze hinaus zu erhöhen. Nicht nur für die Fachberaterin Altersvorsorge Maria Wissen und ihre Kollegen ist das Thema komplex, sodass ein hoher Beratungsbedarf abzusehen ist.
Noch lange nicht spruchreif sind die von Bundesministerin Nahles kürzlich vorgeschlagenen Regelungen einer neuen Rentenreform.

Generell sieht die Expertin vermehrt relativ gut vorinformierte Kunden. Dazu hätte die regelmäßig versandte Renteninformation und die Anschreiben zur Kontoklärung beigetragen, so Wissen. Bei so manchem schrillten dann die Alarmglocken und der Weg führt schnell zur Beratung. Was die Kontoklärung betrifft, rät sie zum frühzeitigen Kümmern: Mit der Zeit wird es immer schwieriger, Dokumente über Versicherungszeiten zu bekommen, Verluste drohen.

Beratung: Je früher, umso besser

Der Weg zu Beratung ist für Maria Wissen schon früh sinnvoll: „Ab dem Zeitpunkt, an dem man weiß, wo es im Leben hingehen soll, bei vielen so etwa mit 30, sollte man sich Gedanken über die Altersvorsorge machen und eine Rentenberatung in Anspruch nehmen.“

Übrigens: Wer kurz vor dem Eintritt in die Rente steht, sollte nicht verpassen, diese auch rechtzeitig – spätestens drei Monate vor Beginn des Ruhestands – zu beantragen. nu

 

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