„Magic Afternoon“ eröffnet Theatersaison im TAM-Ost
Mit dem Stück „ Magic Afternoon“ des Grazer Schriftstellers Wolfgang Bauer unter der Regie von Hermann Kunz eröffnete das TAM-Ost in Rosenheim die neue Theatersaison und bietet damit den Besuchern keine leichte Kost.
Florian Fuchs in der Rolle des Möchtegern-Literaten Charlie und Jutta Schmidt als seine von allem angeödete Freundin Birgit bringen ebenso wie Serafin Schumann als Joe und Katharina Bacher als dessen Freundin Monika diese abgeschlafften Typen anschaulich zur Geltung, gesprochen wird mehr oder weniger stark in österreichischer Klangfärbung, Bauer schrieb sein Stück in Grazer Dialekt.
Eine rote Schlafcouch ist der hauptsächliche „Spielplatz“ der Akteure. Rechts hat ein kleiner Tisch mit einem Laptop eine eher nebensächliche Funktion, da Charlie jegliche Inspiration für Texte fehlt. Alkoholkonsum schürt Überdruss und Aggressivität. Wenn Charlie oder Birgit Platten von den Beatles, Rolling Stones oder James Brown auflegen, entsteht dabei letztendlich ebenso wenig Aufschwung im faden Nachmittag, wie durch den Besuch von Joe und Monika. Aus Langeweile erwächst Frustration, aus Sexgeplänkel Gewalt und Joe bricht Monika das Nasenbein. Nicht einmal dieser brutale Akt bringt die jungen Männer zum Bewusstsein. Mit Joints wollen sie der Leere ihres Lebens entfliehen. Obwohl Charlie Birgit mit immer rüderer Sprache beleidigt, ist sie nicht fähig, sich von ihm zu trennen. Die Atmosphäre in diesem Kammerspiel heizt sich mehr und mehr auf. Birgit fühlt sich bedroht, die Burschen drehen durch im Haschrauch und wollen Birgit „fertig machen“. Bei der Abwehr von Joes Übergriff auf sie ersticht sie ihn. Zurück bleibt ein hilfloser Charlie.
„Magic Afternoon“, geschrieben von Wolfgang Bauer 1967, veranschaulicht das Aufbegehren der Jugend gegen den Leistungsdruck einer biederen Gesellschaftsordnung. Doch Untätigkeit und fehlender Handlungswille bringen keinerlei Befriedigung, sondern nur große Langeweile. Hermann Kunz erlaubt in seiner Inszenierung auch den Bezug zum Jetzt und setzt mit Laptop und Smartphon aktuelle Zeichen. Vor allem Jutta Schmidt als Birgit, aber auch Florian Fuchs als großspuriger Charlie überzeugen in glaubwürdiger Umsetzung ihrer Rollen. Ohne Bindung an die Außenwelt, ohne Arbeit, ohne Familie sind alle vier Figuren zurückgeworfen auf sich selbst mit fatalen Folgen.
Vulgäre Sprache, Grobheiten, Blödelei statt Selbstreflexion, Sexspielchen die brutal ausarten, Alkohol und Haschisch prägen das Stück, das gelungen ist in Regie und dem Spiel der Darsteller.
Weitere Aufführungen: 2., 3., 9., 10. Oktober jeweils um 20 Uhr, 11. Oktober um 17 Uhr, 16., 17., 23., 24. Oktober jeweils um 20 Uhr. Jacobi