Noch Genuss oder schon riskanter Konsum?
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Noch Genuss oder schon riskanter Konsum?

Wo liegt die Grenze zwischen unbedenklichem Alkoholgenuss und schädlichem Trinken?

Alkoholische Getränke sind fester Bestandteil vieler alltäglicher Rituale. Insbesondere Bier ist ein Getränk mit jahrtausendealter Tradition, in Bayern gilt seit über 500 Jahren das Reinheitsgebot. Diese gesellschaftliche Bedeutung spiegelt sich auch in der Existenz des internationalen Tags des Biers am 4. August wieder, der seit seiner Ausrufung 2007 in den USA weltweit stetig an Bedeutung gewinnt. An diesem Tag soll das Getränk Bier gefeiert und selbstverständlich auch getrunken werden.
Dass man davon jedoch nicht zu viel und zu häufig trinken sollte wissen wir alle, nicht nur wegen der gesundheitlichen Gefahren, die vom Zellgift Alkohol ausgehen, sondern auch, weil die Droge Alkohol zu einer Abhängigkeit führen kann.

Doch wo liegen denn nun die Grenzen zwischen einem unbedenklichen Alkoholgenuss und schädlichem oder gar abhängigem Trinken? Zunächst gibt es aus medizinischer Sicht klare Richtwerte für einen ungefährlichen Gebrauch: Männer sollten nicht mehr als eine Halbe Bier oder 0,2 Liter Wein am Tag trinken, Frauen nur die Hälfte. Und – auch wenn es dem Anliegen des internationalen Tags des Bieres leider etwas entgegen läuft – der von der Alkoholindustrie in die Welt gebrachte Mythos, dass das Glas Bier oder Wein sogar gesundheitsförderlich sei, ist schon lange widerlegt. Deshalb ist es wichtig, die Kriterien für einen sogenannten „Genusskonsum“ zu beachten.

Die Dosis und Häufigkeit des Konsums müssen niedrig sein, konkret sollten die schon erwähnten Mengenangaben nicht ständig überschritten werden und der Konsum nicht regelmäßig stattfinden. Pro Woche sollten mindestens zwei, besser drei oder mehr Tage ohne Alkohol eingehalten werden. Auch sollte in Zeiten mit hoher psychischer Belastung oder seelischen Konflikten gar nicht getrunken werden. Auch beim Autofahren oder anderen unfallträchtigen Situationen muss ebenfalls verzichtet werden. Und natürlich bedeutet auch nicht gleich jeder moderate Rausch ein Anzeichen für ein Alkoholproblem. Aber: exzessive Trinkgelage, Alkoholkonsum während der Arbeit oder beim Sport und Zeiten mit sehr regelmäßigem Konsum sind eindeutig als „Riskanter Gebrauch“ zu sehen. Als besonders problematisch ist das Trinken von Alkohol bei Problemen und Sorgen zu bewerten.

Von einem deutlichen Alkoholproblem ist dann auszugehen, wenn sehr regelmäßig, in höheren Mengen und trotz Konflikten, die auch durch den Alkohol ausgelöst werden, weitergetrunken wird. Ein solcher „Missbrauch“ muss nicht zwingend in eine Abhängigkeit führen, es braucht aber ein entschlossenes dagegen steuern und bestenfalls den Mut, sich auch mit Unterstützung von außen um die Ursachen der Belastungen und Konflikte zu kümmern.
Neue Erkenntnisse der Suchtforschung können dabei allen Betroffenen Mut machen. Es gilt mittlerweile als gesichert, dass viele Menschen, die einmal die Schwelle zum problematischen Trinken überschritten haben, wieder zurück zu einem maßvollen und gesundheitsverträglichen Konsum finden. Eine Beratung durch außenstehende Fachleute ist dabei für viele ein wichtiger Schritt hin zu einer dauerhaften Veränderung.

Zu allen Fragen rund um Suchtprobleme und den Möglichkeiten der Unterstützung oder Therapie können sich Betroffene oder Angehörige kostenlos und unter Schweigepflicht bei neon – Prävention und Suchthilfe Rosenheim beraten lassen. Telefon 0 80 31/3 04 23 00, neon-rosenheim.de.

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